Sind Hornspäne gut für Obstbäume?

4 Sicht

Hornspäne sind ein empfehlenswertes, stickstoffreiches Düngemittel für Obstbäume. Für Steinobst werden etwa 100-140g, für Kernobst 70-100g pro Baum empfohlen. Sie sollten idealerweise mit Kompost kombiniert werden.

Kommentar 0 mag

Hornspäne für Obstbäume: Fluch oder Segen? Ein genauer Blick auf die Anwendung

Hornspäne erfreuen sich als natürlicher Dünger wachsender Beliebtheit, auch im Obstbau. Doch die Frage, ob sie tatsächlich für alle Obstbäume gleichermaßen gut geeignet sind und wie sie richtig angewendet werden, bedarf einer differenzierten Betrachtung. Die oft geäußerte Behauptung, Hornspäne seien ein stickstoffreiches Düngemittel, ist dabei nur die halbe Wahrheit.

Im Gegensatz zu schnell verfügbaren Stickstoffdüngern liefern Hornspäne ihren Stickstoff nur langsam und über einen längeren Zeitraum. Das liegt an der Zusammensetzung des Horns, das aus Keratin besteht, einer schwer abbaubaren Proteinverbindung. Dieser langsame Stickstoffabbau ist ein großer Vorteil, da er eine gleichmäßige Nährstoffversorgung über die gesamte Vegetationsperiode gewährleistet und Überdüngung verhindert. Ein zu schneller Stickstoffeintrag führt hingegen oft zu üppigem Blattwerk auf Kosten der Fruchtbildung und erhöht die Anfälligkeit für Krankheiten.

Die Aussage, dass für Steinobst (z.B. Kirschen, Pflaumen, Aprikosen) 100-140g und für Kernobst (z.B. Äpfel, Birnen) 70-100g pro Baum empfohlen werden, ist ein guter Richtwert, sollte aber situationsabhängig angepasst werden. Der tatsächliche Bedarf hängt von Faktoren wie Alter des Baumes, Bodenbeschaffenheit, vorhandener Humusmenge und dem vorherigen Düngemanagement ab. Ein zu großer Einsatz kann zu ungleichmäßigem Wachstum führen oder sogar schädlich sein. Eine Bodenanalyse kann hier wertvolle Informationen liefern.

Die Empfehlung, Hornspäne mit Kompost zu vermischen, ist absolut sinnvoll. Der Kompost fördert den Abbau des Keratins und sorgt für eine verbesserte Nährstoffverfügbarkeit. Darüber hinaus verbessert der Kompost die Bodenstruktur, die Wasserhaltefähigkeit und die Belüftung, was ebenfalls das Wachstum der Obstbäume positiv beeinflusst. Die Kombination von Hornspänen und Kompost stellt somit eine ideale Symbiose dar.

Hornspäne sind also nicht per se schlecht für Obstbäume, doch ein blindes Vertrauen in die pauschalen Angaben reicht nicht aus. Eine bedachte Anwendung, die den individuellen Bedarf des Baumes und die Bodenverhältnisse berücksichtigt, ist entscheidend für den Erfolg. Statt auf reine Mengenangaben sollte man sich auf die Beobachtung der Bäume konzentrieren und die Düngung gegebenenfalls anpassen. Ein gesunder, kräftiger Baum mit reichhaltiger Fruchtbildung spricht für eine erfolgreiche Düngestrategie – und ein Übermaß an Hornspänen tut ihm genauso wenig gut wie ein Mangel. Zusammenfassend lässt sich sagen: Hornspäne können ein wertvoller Bestandteil einer ausgewogenen Düngung sein, aber nur bei richtiger Anwendung.