Ist Bank ein Homonym?

0 Sicht

Ein Wort wie Bank ist ein Homonym, nicht notwendigerweise ein Polysem. Während ein Polysem wie Pferd verwandte Bedeutungen aufweist, die auf einem gemeinsamen Konzept basieren, haben die unterschiedlichen Bedeutungen von Bank – Geldinstitut und Sitzgelegenheit – keinen erkennbaren semantischen Zusammenhang. Ihre Ähnlichkeit beschränkt sich auf die gleiche Schreibweise und Aussprache.

Kommentar 0 mag

Die Bank: Homonym oder Polysem? Eine linguistische Betrachtung

Das deutsche Wort “Bank” ist ein interessantes Beispiel für die Mehrdeutigkeit von Sprache. Es dient als Paradebeispiel in linguistischen Diskussionen über Homonymie und Polysemie. Die Frage ist: Handelt es sich bei der “Bank” im Sinne eines Geldinstituts und der “Bank” als Sitzgelegenheit um ein Homonym oder ein Polysem?

Homonymie vs. Polysemie: Eine Abgrenzung

Bevor wir ins Detail gehen, ist es wichtig, die Begriffe Homonymie und Polysemie klar zu definieren:

  • Homonymie: Homonyme sind Wörter, die die gleiche Schreibweise und Aussprache haben, aber unterschiedliche, nicht verwandte Bedeutungen. Ihre Ähnlichkeit ist rein zufällig.
  • Polysemie: Polyseme sind Wörter, die die gleiche Schreibweise und Aussprache haben, aber verwandte Bedeutungen, die sich von einem gemeinsamen Ursprung oder Konzept ableiten lassen.

Die “Bank”: Ein klares Homonym

Die gängige linguistische Auffassung ist, dass die “Bank” ein Homonym ist. Die Gründe dafür liegen in der fehlenden semantischen Verbindung zwischen den beiden Hauptbedeutungen:

  • Geldinstitut: Eine Bank ist eine Institution, die Finanzdienstleistungen anbietet, wie z.B. Einlagenverwaltung, Kreditvergabe und Geldwechsel.
  • Sitzgelegenheit: Eine Bank ist eine längliche Sitzgelegenheit für mehrere Personen, oft aus Holz oder Metall gefertigt.

Obwohl beide Wörter die gleiche Schreibweise und Aussprache haben, gibt es keine erkennbare semantische Brücke, die die beiden Bedeutungen miteinander verbindet. Es gibt keine offensichtliche Verbindung zwischen der Funktion eines Geldinstituts und der Funktion einer Sitzgelegenheit. Die Gemeinsamkeit beschränkt sich lediglich auf die Form (Schreibweise und Aussprache).

Argumente gegen Polysemie:

Einige Linguisten argumentieren, dass Polyseme oft eine gemeinsame metaphorische Grundlage haben. Denken wir an das Wort “Fuß”. Der “Fuß” eines Menschen und der “Fuß” eines Berges haben eine metaphorische Verbindung, da beide als Basis oder Fundament dienen. Bei der “Bank” fehlt eine solche klare metaphorische Verbindung. Es ist schwierig, ein übergeordnetes Konzept zu identifizieren, das beide Bedeutungen sinnvoll vereint.

Alternative Betrachtungsweisen:

Natürlich gibt es immer alternative Interpretationen. Man könnte argumentieren, dass beide Bedeutungen von “Bank” mit “Unterstützung” oder “Halt” in Verbindung stehen. Die Sitzbank unterstützt den Körper, während die Finanzbank die wirtschaftliche Stabilität unterstützt. Diese Interpretation ist jedoch sehr weit gefasst und wird von den meisten Linguisten als zu schwach erachtet, um eine Polysemie zu rechtfertigen.

Fazit:

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das deutsche Wort “Bank” ein klares Beispiel für ein Homonym ist. Obwohl die beiden Hauptbedeutungen die gleiche Schreibweise und Aussprache teilen, fehlt ihnen ein erkennbarer semantischer Zusammenhang. Die “Bank” als Geldinstitut und die “Bank” als Sitzgelegenheit sind unterschiedliche Wörter mit unterschiedlichen Ursprüngen, die zufällig die gleiche Form angenommen haben. Dies macht die “Bank” zu einem faszinierenden Fall für die Untersuchung der Mehrdeutigkeit in der Sprache.