Wie ist das Gedächtnis eingeteilt?

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Das Langzeitgedächtnis lässt sich in deklaratives und non-deklaratives Gedächtnis gliedern. Deklarative Erinnerungen können bewusst abgerufen und verbal beschrieben werden, wie beispielsweise Erlebnisse oder Fakten.

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Die faszinierende Welt des Gedächtnisses: Eine Gliederung

Unser Gedächtnis, dieses komplexe und faszinierende System, ermöglicht es uns, Informationen zu speichern, abzurufen und zu verarbeiten – die Grundlage unseres Selbst und unserer Erfahrungen. Es ist jedoch kein einheitlicher Speicherort, sondern besteht aus verschiedenen Systemen, die eng miteinander verzahnt sind und unterschiedliche Arten von Informationen verarbeiten und speichern. Eine gängige und weit verbreitete Einteilung unterscheidet zunächst zwischen dem Kurzzeitgedächtnis und dem Langzeitgedächtnis.

Das Kurzzeitgedächtnis, auch Arbeitsgedächtnis genannt, fungiert als temporärer Speicher für Informationen, die aktuell verarbeitet werden. Seine Kapazität ist begrenzt und die gespeicherten Inhalte verblassen schnell, wenn sie nicht aktiv wiederholt oder weiterverarbeitet werden. Man denke an das kurzzeitige Merken einer Telefonnummer, bevor man sie wählen kann. Das Arbeitsgedächtnis ist essentiell für komplexe kognitive Aufgaben wie Rechnen, Lesen oder Schlussfolgern, da es die benötigten Informationen vorübergehend verfügbar hält. Neuere Modelle des Arbeitsgedächtnisses betonen die Rolle von aktiven Kontrollprozessen und die Interaktion verschiedener Komponenten, anstatt eines passiven Kurzzeit-Speichers.

Das Langzeitgedächtnis hingegen speichert Informationen über einen langen Zeitraum, oft über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Im Gegensatz zum Kurzzeitgedächtnis hat es eine enorm hohe Kapazität. Es wird traditionell in zwei Haupttypen unterteilt: das deklarative und das non-deklarative Gedächtnis.

Das deklarative Gedächtnis, auch explizites Gedächtnis genannt, umfasst das bewusste Erinnern an Fakten und Ereignisse. Es lässt sich weiter unterteilen in:

  • Episodisches Gedächtnis: Speichert autobiografische Erinnerungen, also persönliche Erlebnisse, Ereignisse und Erfahrungen, die zeitlich und räumlich eingeordnet sind. Der Erinnerung an den letzten Urlaub oder den ersten Schultag gehören hierher.
  • Semantisches Gedächtnis: Speichert allgemeines Wissen über die Welt, Fakten, Konzepte und Bedeutungen von Wörtern. Die Kenntnis, dass die Erde rund ist, oder die Hauptstadt von Frankreich Paris ist, gehört in diesen Bereich.

Das non-deklarative Gedächtnis, auch implizites Gedächtnis genannt, umfasst Erinnerungen, die nicht bewusst abgerufen werden können und sich oft in unserem Verhalten zeigen. Es beinhaltet:

  • Prozedurales Gedächtnis: Speichert motorische Fähigkeiten und Gewohnheiten, wie Radfahren, Schwimmen oder Tippen. Diese Fertigkeiten werden unbewusst und automatisch ausgeführt.
  • Priming: Bezieht sich auf die unbewusste Beeinflussung der Verarbeitung von Informationen durch vorherige Erfahrungen. Ein Beispiel hierfür ist die schnellere Reaktionszeit auf ein Wort, wenn man es kurz zuvor bereits gesehen hat.
  • Klassische Konditionierung: Die Assoziation von Reizen, wie beispielsweise bei Pawlows Hund.
  • Nicht-assoziatives Lernen: Einfache Formen des Lernens, wie Habituation (Gewöhnung) und Sensitivierung (Überempfindlichkeit).

Diese Einteilung des Gedächtnisses ist ein vereinfachtes Modell. Die Interaktionen zwischen den verschiedenen Gedächtnissystemen sind komplex und nicht vollständig verstanden. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Systemen fließend sind und dass verschiedene Hirnregionen an der Speicherung und dem Abruf von Informationen beteiligt sind. Trotz dieser Komplexität bietet diese Gliederung ein nützliches Rahmenwerk, um die verschiedenen Aspekte unseres faszinierenden Gedächtnisses zu verstehen.