Wie rechnet ein Hausarzt ab?

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Die Abrechnung medizinischer Leistungen erfolgt indirekt über die Kassenärztlichen Vereinigungen, welche die Leistungen der Hausärzte nach dem EBM bewerten. Dieser Prozess führt zu zeitlichen Verzögerungen bei der Honorargestaltung, da die endgültige Vergütung erst nach mehreren Monaten feststeht. Transparenz und zeitnahe Abrechnung bleiben somit Herausforderungen.

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Der lange Weg zum Honorar: Wie die Abrechnung beim Hausarzt funktioniert

Hausärzte leisten täglich wichtige Arbeit für unsere Gesundheit. Doch wie werden sie eigentlich dafür bezahlt? Anders als beim Bäcker, wo man direkt nach dem Kauf bezahlt, ist die Honorargestaltung bei medizinischen Leistungen deutlich komplexer und läuft indirekt über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Dieser Prozess, der auf dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) basiert, bringt sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich.

Der EBM ist quasi der “Preisspiegel” für ärztliche Leistungen. Jede Untersuchung, jedes Gespräch, jede Behandlung ist darin mit Punkten bewertet. Nach der Behandlung beim Hausarzt werden diese Leistungen dokumentiert und – je nach Versichertenstatus – an die zuständige KV übermittelt. Die KV prüft die Abrechnungsdaten auf Plausibilität und Richtigkeit, bevor sie dem Arzt ein Honorar zuweist.

Hier kommt es zur ersten zeitlichen Verzögerung: Die KVen rechnen nicht sofort ab, sondern sammeln die Daten über einen Zeitraum von in der Regel einem Quartal. Anschließend erfolgt eine komplexe Berechnung, bei der die Gesamtpunktzahl aller abgerechneten Leistungen aller Ärzte mit einem Punktwert multipliziert wird. Dieser Punktwert ist regional unterschiedlich und wird zwischen den KVen und den Krankenkassen ausgehandelt. Er schwankt und steht erst am Ende des Abrechnungszeitraums fest. Das bedeutet, der Hausarzt weiß erst einige Monate später, wie viel Geld er tatsächlich für die im Quartal erbrachten Leistungen erhält.

Diese zeitverzögerte Abrechnung birgt gewisse Unsicherheiten für die Arztpraxen. Budgetüberschreitungen, die durch eine hohe Inanspruchnahme von Leistungen entstehen können, werden beispielsweise erst im Nachhinein sichtbar und können zu Honorarkürzungen führen. Dies erschwert die finanzielle Planung und stellt eine Herausforderung für das Praxismanagement dar.

Ein weiterer Aspekt ist die Transparenz des Abrechnungsprozesses. Während der Patient zwar eine detaillierte Aufstellung der erbrachten Leistungen erhält, bleibt die Berechnung des endgültigen Honorars für ihn intransparent. Auch für den Hausarzt ist die endgültige Honorargestaltung aufgrund der komplexen Berechnungsmethode der KVen nicht immer sofort nachvollziehbar.

Die Abrechnung über die KVen und den EBM bietet zwar eine gewisse Standardisierung und sorgt für eine einheitliche Vergütung ärztlicher Leistungen. Gleichzeitig bestehen aber weiterhin Herausforderungen hinsichtlich der zeitnahen Honorargestaltung und der Transparenz des gesamten Prozesses. Zukünftige Entwicklungen sollten darauf abzielen, diese Prozesse zu vereinfachen und sowohl für Ärzte als auch für Patienten verständlicher zu gestalten. Dies könnte beispielsweise durch digitalisierte Abrechnungsverfahren und eine verbesserte Kommunikation zwischen KVen, Ärzten und Patienten erreicht werden.