Ist es normal, im Dunkeln schlechter zu Sehen?

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Die Sehfähigkeit lässt bei Dunkelheit oft nach – ein verbreitetes Phänomen. Echte Nachtblindheit ist dabei selten die Ursache, so Augenarzt Prof. Helbig. Vielmehr liegt es an der Anpassung unserer Augen an die veränderten Lichtverhältnisse, die uns im Dunkeln eine eingeschränkte Wahrnehmung erfahren lässt.

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Im Dunkeln schlecht sehen: Normal oder Grund zur Sorge?

Nachts sind alle Katzen grau – und für viele Menschen auch alles andere. Die Sehfähigkeit nimmt in der Dunkelheit ab, das ist ein bekanntes Phänomen. Doch wann ist die eingeschränkte Sicht normal und wann sollte man einen Augenarzt aufsuchen?

Professor Dr. Helbig, Augenarzt, erklärt: “Viele Menschen bemerken eine Verschlechterung ihrer Sehkraft bei Dunkelheit und befürchten, nachtblind zu sein. Tatsächlich ist eine echte Nachtblindheit, medizinisch Nyktalopie genannt, eher selten.” Die weitaus häufigere Ursache für schlechteres Sehen im Dunkeln liegt in der Funktionsweise unserer Augen.

Unser Auge besitzt zwei Arten von Photorezeptoren: Stäbchen und Zapfen. Die Zapfen sind für das Farbsehen und die Sehschärfe bei Tageslicht verantwortlich. Die Stäbchen hingegen ermöglichen uns das Sehen in der Dämmerung und bei Nacht. Sie sind lichtempfindlicher, können aber keine Farben unterscheiden und liefern ein weniger scharfes Bild.

Der Übergang vom Tages- zum Nachtsehen, die sogenannte Dunkeladaption, benötigt Zeit. Die Pupille weitet sich, um mehr Licht einzufangen, und die Stäbchen übernehmen die Hauptarbeit. Dieser Prozess kann bis zu 30 Minuten dauern. Deshalb sehen wir in den ersten Minuten nach dem Betreten eines dunklen Raumes oft nur sehr wenig.

Neben der natürlichen Dunkeladaption gibt es weitere Faktoren, die unsere Nachtsicht beeinflussen können:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter lässt die Sehkraft generell nach, auch die Nachtsicht. Die Linse wird weniger flexibel und trüber, wodurch weniger Licht ins Auge gelangt.
  • Vitamin-A-Mangel: Vitamin A spielt eine wichtige Rolle für die Funktion der Stäbchen. Ein Mangel kann zu einer eingeschränkten Nachtsicht führen.
  • Kurzsichtigkeit: Kurzsichtige Menschen sehen in der Dämmerung und nachts oft schlechter als normalsichtige.
  • Erkrankungen: Bestimmte Augenerkrankungen wie Retinitis pigmentosa, Grauer Star oder Grüner Star können die Nachtsicht beeinträchtigen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung die Nachtsicht verschlechtern.

Wann zum Arzt?

Wenn die Beeinträchtigung der Nachtsicht plötzlich auftritt, stark ausgeprägt ist oder von anderen Symptomen wie Schmerzen, verschwommenem Sehen oder Lichtempfindlichkeit begleitet wird, sollte unbedingt ein Augenarzt aufgesucht werden. Auch bei anhaltenden Problemen mit der Nachtsicht ist eine Untersuchung ratsam, um mögliche Ursachen abzuklären.

Tipps für besseres Sehen im Dunkeln:

  • Sorgen Sie für ausreichend Vitamin-A-Zufuhr durch eine ausgewogene Ernährung.
  • Vermeiden Sie Blendung durch entgegenkommende Autos.
  • Tragen Sie eine korrigierende Brille, wenn Sie kurzsichtig sind.
  • Gewöhnen Sie Ihre Augen langsam an die Dunkelheit.

Insgesamt ist eine leichte Verschlechterung der Sehfähigkeit im Dunkeln normal. Bei starken oder plötzlich auftretenden Beschwerden sollte jedoch ein Augenarzt konsultiert werden, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.