Wann ist man am fruchtbarsten, morgens oder abends?

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Die Spermienqualität schwankt. Früh morgens, vor 7:30 Uhr, zeigen Studien eine erhöhte Leistungsfähigkeit. Die Jahreszeit spielt ebenfalls eine Rolle, mit einem Frühlingspik der Spermienanzahl.
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Der perfekte Zeitpunkt für die Zeugung: Morgens oder abends fruchtbarer? Ein Mythos im Check

Die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt für die Zeugung beschäftigt Paare, die sich ein Kind wünschen, seit jeher. Oftmals kursieren Mythen, die sich hartnäckig halten. Ein verbreiteter Irrglaube ist die Annahme, man sei morgens oder abends grundsätzlich fruchtbarer. Die Wahrheit ist komplexer und hängt von verschiedenen Faktoren ab, die wir im Folgenden beleuchten.

Die Spermienqualität – ein dynamischer Faktor: Die Annahme, die Fruchtbarkeit sei morgens oder abends grundsätzlich höher, greift zu kurz. Die Spermienqualität unterliegt nämlich starken Schwankungen im Tagesverlauf. Studien zeigen tatsächlich eine tendenziell höhere Spermienkonzentration und -beweglichkeit in den frühen Morgenstunden, vorzugsweise vor 7:30 Uhr. Dies liegt wahrscheinlich an der längeren Abstinenzzeit über Nacht, die zu einer höheren Spermienanzahl im Ejakulat führt. Die Spermien haben quasi “über Nacht” Zeit, sich zu sammeln.

Aber Vorsicht: Eine höhere Konzentration bedeutet nicht automatisch eine höhere Befruchtungswahrscheinlichkeit. Auch die Qualität der Spermien spielt eine entscheidende Rolle. Faktoren wie Stress, Ernährung, Medikamenteneinnahme und vorbestehende Erkrankungen können die Spermienqualität unabhängig vom Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs negativ beeinflussen.

Der Einfluss der Jahreszeit: Wissenschaftliche Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Jahreszeit ebenfalls einen Einfluss auf die Spermienproduktion haben kann. So zeigen einige Studien einen Frühlingspik, also eine erhöhte Spermienanzahl im Frühling. Die genauen Ursachen hierfür sind noch nicht vollständig geklärt, aber vermutet werden hormonelle Einflüsse und die allgemein positive Stimmung, die mit dem Frühling oft assoziiert wird. Dieser jahreszeitliche Effekt überlagert jedoch nicht die morgendliche Tendenz einer höheren Spermienkonzentration.

Der wichtigste Faktor: Der Eisprung: Letztendlich ist der Zeitpunkt des Eisprungs der wichtigste Faktor für die erfolgreiche Zeugung. Der Eisprung findet in der Regel etwa 12-16 Stunden nach dem LH-Peak (Luteinisierendes Hormon) statt, der mittels Ovulationstests ermittelt werden kann. Der Geschlechtsverkehr sollte daher idealerweise in den Tagen vor und um den Eisprung herum stattfinden. Ob dies morgens oder abends geschieht, ist in Bezug auf die Spermienqualität von untergeordneter Bedeutung im Vergleich zur genaue zeitliche Nähe zum Eisprung.

Fazit: Während Studien eine tendenziell höhere Spermienkonzentration in den frühen Morgenstunden nahelegen, ist die Frage nach “morgens oder abends fruchtbarer” letztendlich eine zu stark vereinfachte Betrachtung. Die individuelle Spermienqualität, der Eisprung und andere Faktoren spielen eine viel grössere Rolle. Paaren, die sich ein Kind wünschen, empfehlen wir, sich mit ihrem Frauenarzt oder Gynäkologen zu beraten und gegebenenfalls einen Fruchtbarkeitstest durchführen zu lassen. Dieser kann Aufschluss über die individuelle Situation geben und die Planung erleichtern. Die Fokussierung auf den Eisprung und eine gesunde Lebensweise sind weitaus wichtiger als die genaue Uhrzeit des Geschlechtsverkehrs.