Wann spricht man von Zuckersucht?

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Intensives Verlangen nach Zucker, gepaart mit Dopamin-Ausstoß und daraus resultierendem Wohlgefühl, kann zu einem suchtähnlichen Zustand führen. Dieser wird oft als Zuckersucht bezeichnet und kann zu übermäßigem Konsum führen.

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Wann spricht man von Zuckersucht? Ein komplexes Verhältnis zu Zucker

Das intensive Verlangen nach Süßem ist weit verbreitet. Doch wann übersteigt dieser Wunsch die Grenze zum pathologischen Verhalten, wann spricht man von einer echten “Zuckersucht”? Die klare Antwort ist: Das ist komplex und derzeit nicht eindeutig definiert. Im Gegensatz zu stoffgebundenen Süchten wie Alkohol- oder Nikotinsucht, fehlt eine eindeutige diagnostische Kategorie für eine “Zuckersucht” im DSM-5 (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) oder der ICD-11 (Internationale Klassifikation der Krankheiten).

Die Bezeichnung “Zuckersucht” ist daher eher ein umgangssprachlicher Begriff, der ein suchtähnliches Verhalten beschreibt. Charakteristisch hierfür sind mehrere Faktoren, die im Zusammenspiel betrachtet werden müssen:

1. Das starke Verlangen (Craving): Ein unkontrollierbares, fast zwanghaftes Verlangen nach zuckerhaltigen Lebensmitteln steht im Vordergrund. Dieses Verlangen überwindet selbst bewusste Vorsätze und kann mit starken Entzugserscheinungen einhergehen. Diese können sich in Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen oder Müdigkeit äußern. Wichtig ist hier die Abgrenzung zu einem einfachen Heißhunger: bei einer Sucht ist der Wunsch nach Zucker deutlich intensiver und dominiert das Denken.

2. Kontrollverlust: Betroffene können ihren Zuckerkonsum trotz negativer Konsequenzen für ihre Gesundheit (Übergewicht, Karies, Diabetes) nicht kontrollieren. Sie essen mehr Zucker, als sie beabsichtigen, und fühlen sich danach oft schuldig und frustriert. Der Versuch, den Konsum zu reduzieren, führt zu einem erneuten starken Verlangen und oft zu einem Rückfall in das alte Essverhalten.

3. Dopamin-Ausschüttung und Belohnungssystem: Zucker aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und führt zur Ausschüttung von Dopamin, einem Neurotransmitter, der mit Freude und Belohnung assoziiert wird. Dieser Effekt verstärkt das Verlangen nach Zucker und trägt zum Teufelskreis der Sucht bei. Bei süchtigen Personen kann die Dopaminausschüttung jedoch im Laufe der Zeit abnehmen, was zu einer höheren Zuckermenge für denselben Effekt führt.

4. Psychische Begleiterscheinungen: Oftmals gehen Essstörungen, Depressionen oder Angststörungen mit einem übermäßigen Zuckerkonsum einher. Zucker kann als kurzfristige Methode zur Selbstmedikation und zur Bewältigung negativer Emotionen dienen.

Fazit: Ob man von einer “Zuckersucht” spricht, ist im Einzelfall zu beurteilen. Die genannten Kriterien helfen, das Ausmaß des Problems einzuschätzen. Eine professionelle Beratung durch einen Arzt, Psychologen oder Ernährungsberater ist empfehlenswert, wenn der Zuckerkonsum die Lebensqualität deutlich beeinträchtigt und mit negativen Konsequenzen für die körperliche und psychische Gesundheit verbunden ist. Es gilt, die individuellen Ursachen des übermäßigen Zuckerkonsums zu identifizieren und geeignete Strategien zur Verhaltensänderung zu entwickeln. Eine reine Fokussierung auf den Zucker allein ist oft zu kurz gegriffen; tiefer liegende psychische Probleme müssen ebenfalls adressiert werden.