Warum sind Kiemen gut durchblutet?

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Die Kiemenblättchen sind stark durchblutet, da hier der Gasaustausch stattfindet. Das sauerstoffarme Blut gibt Kohlenstoffdioxid ab, während Sauerstoff aus dem Wasser aufgenommen wird.

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Die effiziente Sauerstoffversorgung: Warum Kiemen so stark durchblutet sind

Kiemen sind die Atmungsorgane von Wassertieren und ermöglichen ihnen das Überleben in ihrer aquatischen Umwelt. Ein auffälliges Merkmal der Kiemen ist ihre intensive Durchblutung. Diese ist jedoch keine zufällige Eigenschaft, sondern essentiell für ihre Funktion und die Überlebensfähigkeit des Tieres. Die hohe Kapillardichte und der damit verbundene starke Blutfluss sind entscheidend für die Effizienz des Gasaustausches zwischen Wasser und Blut.

Im Gegensatz zur Luft ist Wasser ein deutlich schlechteres Lösungsmittel für Sauerstoff. Während in der Luft ein Sauerstoffpartialdruck von ca. 21% herrscht, ist dieser im Wasser deutlich geringer und zudem stark von Faktoren wie Temperatur, Salzgehalt und Wasserströmung abhängig. Um ausreichend Sauerstoff für den Stoffwechsel zu gewinnen, müssen Wassertiere daher ein erheblich größeres Wasservolumen pro Zeiteinheit verarbeiten als Landtiere Luft.

Die intensive Durchblutung der Kiemen optimiert diesen Prozess auf mehreren Ebenen:

  • Vergrößerung der Austauschfläche: Kiemen besitzen eine enorme Oberfläche, die durch zahlreiche feine Kiemenblättchen und Lamellen nochmals vergrößert wird. Diese fein verästelte Struktur maximiert den Kontakt zwischen Wasser und Blut.

  • Kurze Diffusionswege: Die dünnen Wände der Kapillaren, die die Kiemenblättchen durchziehen, gewährleisten extrem kurze Diffusionswege für Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid. Der Sauerstoff kann somit schnell aus dem Wasser in das Blut diffundieren, während gleichzeitig das im Blut befindliche Kohlenstoffdioxid ins Wasser gelangt. Eine hohe Blutflussrate sorgt dafür, dass das sauerstoffarme Blut ständig durch die Kiemen fließt und durch frisch sauerstoffangereichertes Blut ersetzt wird.

  • Gegenstromprinzip (bei vielen Arten): Viele Fischarten nutzen ein Gegenstromprinzip. Dabei fließt das Blut in den Kiemenblättchen in entgegengesetzter Richtung zum Wasserstrom. Dies ermöglicht einen nahezu vollständigen Sauerstoffaustausch. Das Blut trifft immer auf Wasser mit einem höheren Sauerstoffpartialdruck, sodass ein stetiger Konzentrationsgradient und damit eine kontinuierliche Sauerstoffaufnahme gewährleistet sind. Wäre der Blutfluss parallel zum Wasserstrom, würde der Sauerstoffpartialdruck im Blut schnell dem des Wassers angeglichen werden, was die Effizienz deutlich reduzieren würde.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die starke Durchblutung der Kiemen ist eine essentielle Anpassung an die sauerstoffarmen Bedingungen im Wasser. Sie ermöglicht einen effizienten Gasaustausch durch die Maximierung der Austauschfläche, die Minimierung der Diffusionswege und oft auch durch die Anwendung des Gegenstromprinzips. Diese Anpassung ist überlebenswichtig für die aquatische Fauna und ein beeindruckendes Beispiel für die evolutionäre Anpassung an die Umweltbedingungen.