Warum werde ich von Alkohol nicht mehr betrunken?

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Chronischer Alkoholkonsum führt zur Toleranzentwicklung. Das Gehirn passt sich an die andauernde Alkoholbelastung an, die Nervenzell-Blockade wird weniger intensiv wahrgenommen. Die Folge: Ein scheinbar geringerer Rausch, obwohl der tatsächliche Blutalkoholspiegel unverändert hoch bleibt. Gefahr von Organschäden und Abhängigkeit steigt.
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Warum werde ich von Alkohol nicht mehr betrunken? – Die Gefahr der Toleranz

Der Genuss von Alkohol kann schnell in eine Sucht münden. Ein oft unterschätzter Faktor dabei ist die Toleranzentwicklung. Der Körper und das Gehirn passen sich an den chronischen Alkoholkonsum an, wodurch die Wirkung des Alkohols scheinbar abnimmt. Doch hinter dieser scheinbaren Reduzierung der Wirkung verbirgt sich eine wachsende Gefahr für Gesundheit und Wohlbefinden.

Die Toleranzentwicklung ist ein komplexer Prozess, der auf der Anpassung des Körpers an den andauernden Konsum von Alkohol basiert. Das Gehirn versucht, die durch den Alkohol verursachte Störung auszugleichen. Nervenzellen, die für die Signalübertragung im Gehirn zuständig sind, werden durch Alkohol vorübergehend blockiert. Um mit dieser Belastung zurechtzukommen, verändert das Gehirn seine Funktion. Es produziert möglicherweise mehr Neurotransmitter oder modifiziert die Rezeptoren, um die Alkoholwirkung weniger stark zu spüren.

Die Folge ist, dass man vermehrt Alkohol konsumieren muss, um den gleichen Effekt zu erzielen, den man früher mit einer geringeren Menge erreicht hat. Dies führt zu einem scheinbar geringen Rauschzustand, obwohl der tatsächliche Blutalkoholspiegel (BAL) – der die objektive Wirkung des Alkohols widerspiegelt – unverändert hoch bleibt. Das subjektive Empfinden von Betrunkenheit, also die wahrgenommene Wirkung, ist der entscheidende Punkt, der oft falsch eingeschätzt wird.

Diese Toleranzentwicklung ist kein harmloser Nebeneffekt, sondern ein wichtiger Hinweis auf ein zunehmendes Problem. Die körperlichen und geistigen Folgen einer solchen Anpassung können gravierend sein. Der Körper wird immer stärker an den Alkohol angepasst und braucht immer höhere Dosen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Diese Erhöhung des Konsums, das zu einem vermeintlich geringen Rausch führt, führt unweigerlich zu einer steigenden Gefahr für:

  • Organschäden: Die Leber, das Herz und das Gehirn sind besonders anfällig für langfristige Schäden durch den Alkohol. Die Organschäden können bleibend sein und zu schwerwiegenden Erkrankungen führen.
  • Abhängigkeit: Die Toleranzentwicklung ist ein eindeutiges Zeichen für eine beginnende Alkoholsucht. Der Körper und das Gehirn sind so an den Alkohol angepasst, dass ohne Alkohol ein schwerwiegendes Entzugssyndrom auftreten kann.
  • Psychologische Probleme: Chronischer Alkoholkonsum kann zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen und Persönlichkeitsstörungen führen.

Es ist wichtig zu verstehen, dass die scheinbare Verminderung der Alkoholwirkung eine trügerische Sicherheit darstellt. Die tatsächliche Gefahr steigt kontinuierlich. Wer sich bei der Alkoholzufuhr nicht mehr betrunken fühlt, sollte sich professionelle Hilfe suchen. Ein Gespräch mit einem Arzt oder einer Beratungsstelle kann dabei helfen, die Situation besser zu verstehen und einen Weg zur Reduzierung oder zum völligen Ausstieg aus dem Alkoholkonsum zu finden. Wichtig ist, dass der Fokus auf den tatsächlichen BAL und nicht auf der gefühlten Wirkung liegt.