Was ist der Unterschied zwischen einer depressiven Phase und einer Depression?

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Die Abgrenzung zwischen depressiver Episode und rezidivierender Depression liegt in der Dauer der beschwerdefreien Phase. Bleibt diese unter sechs Monaten, handelt es sich um einen Rückfall. Überschreitet sie sechs Monate, diagnostiziert man eine wiederkehrende Depression, kennzeichnend für einen neuen Erkrankungszyklus.

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Depressive Episode vs. rezidivierende Depression: Ein unterschätzter Unterschied

Der Begriff “Depression” wird im Alltag oft unspezifisch verwendet. Medizinisch betrachtet, ist es jedoch wichtig, zwischen einer einzelnen depressiven Episode und einer rezidivierenden, also wiederkehrenden, Depression zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist nicht nur für die Diagnose, sondern auch für die Prognose und die Wahl der Therapie von entscheidender Bedeutung.

Eine depressive Episode beschreibt einen Zeitraum, in dem eine Person Symptome einer Depression zeigt, die die Kriterien des Diagnosekatalogs DSM-5 oder ICD-11 erfüllen. Diese Symptome umfassen unter anderem anhaltende Niedergeschlagenheit, Verlust von Interesse und Freude, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit oder -zunahme, Schuldgefühle und Suizidgedanken. Die Dauer einer depressiven Episode muss mindestens zwei Wochen betragen. Wichtig ist: Eine einzelne depressive Episode bedeutet nicht automatisch eine chronische Erkrankung. Viele Menschen erleben nur eine einzige Episode in ihrem Leben, die nach erfolgreicher Therapie vollständig ausheilt.

Eine rezidivierende depressive Störung (früher auch als rezidivierende Depression bezeichnet) hingegen zeichnet sich durch das Auftreten von mindestens zwei depressiven Episoden aus. Der entscheidende Unterschied zur einzelnen depressiven Episode liegt in der Dauer der beschwerdefreien Intervalle zwischen den Episoden. Diese sogenannte Remissionsphase muss sorgfältig betrachtet werden. Bleibt die beschwerdefreie Phase kürzer als sechs Monate, spricht man von einem Rückfall innerhalb derselben Erkrankung. Die depressive Symptomatik kehrt also quasi wieder, bevor sich der Patient vollständig erholt hat. Überschreitet die beschwerdefreie Phase jedoch sechs Monate, wird von einer neuen Episode im Rahmen einer rezidivierenden depressiven Störung gesprochen. Dies kennzeichnet einen neuen Erkrankungszyklus mit einem erhöhten Risiko für weitere Episoden.

Die Unterscheidung hat weitreichende Konsequenzen: Während eine einzelne depressive Episode oft mit einer zeitlich begrenzten Therapie erfolgreich behandelt werden kann, erfordert eine rezidivierende depressive Störung in der Regel eine langfristigere und möglicherweise komplexere Therapieplanung. Diese kann neben einer medikamentösen Behandlung auch psychotherapeutische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) oder die interpersonelle Psychotherapie (IPT) umfassen. Darüber hinaus ist die Prognose bei rezidivierender Depression im Hinblick auf die Wahrscheinlichkeit weiterer Episoden ungünstiger. Eine frühzeitige und umfassende Diagnostik ist daher essentiell, um eine geeignete und rechtzeitige Therapie einzuleiten und das Risiko weiterer depressiver Episoden zu minimieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Eine depressive Episode ist ein einzelnes Ereignis, während eine rezidivierende Depression durch das Wiederauftreten depressiver Episoden charakterisiert ist, wobei die Dauer der beschwerdefreien Phase zwischen den Episoden die entscheidende Unterscheidung darstellt. Diese Unterscheidung ist unerlässlich für eine korrekte Diagnose und die Entwicklung einer effektiven Behandlungsstrategie. Bei anhaltenden oder wiederkehrenden depressiven Symptomen ist die Konsultation eines Arztes oder Psychotherapeuten dringend ratsam.