Was passiert, wenn wir die Blutzelle in Wasser (hypotonische Lösung) geben?

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Die rote Blutzelle, in Wasser getaucht, quillt durch den Wassereinstrom stark auf. Die Zellmembran kann diesem Druck nicht standhalten und platzt. Dieser Vorgang, Hämolyse genannt, führt zum Zelltod. Der osmotische Druckunterschied ist hier entscheidend.
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Hämolyse: Das Schicksal der roten Blutzelle in hypotonischer Umgebung

Die rote Blutzelle, Erythrozyt genannt, ist ein faszinierendes Beispiel für die Bedeutung des osmotischen Drucks und der Zellmembranintegrität. Ihr Verhalten in verschiedenen Umgebungen, insbesondere in hypotonischen Lösungen, illustriert eindrücklich die Prinzipien der Osmose und die Folgen eines Ungleichgewichts im Wasserhaushalt.

Taucht man einen Erythrozyten in eine hypotonische Lösung, also eine Lösung mit einer niedrigeren Konzentration an gelösten Stoffen als im Zellinneren, so kommt es zu einem dramatischen Ereignis: der Hämolyse. Der Grund hierfür liegt in der Osmose, dem passiven Transport von Wasser durch eine semipermeable Membran entlang eines Konzentrationsgradienten. Die Zellmembran des Erythrozyten ist semipermeabel, d.h. sie lässt Wasser passieren, aber nicht die darin gelösten Stoffe wie Proteine und Ionen.

Da die Konzentration an gelösten Stoffen im Inneren der roten Blutzelle höher ist als in der umgebenden hypotonischen Lösung (z.B. reinem Wasser), strömt Wasser entlang des osmotischen Gradienten von außen nach innen in die Zelle. Dieser Wassereinstrom führt zu einer zunehmenden Volumenzunahme des Erythrozyten. Die flexible Zellmembran dehnt sich zunächst aus, um dem steigenden Innendruck entgegenzuwirken. Jedoch besitzt die Membran eine begrenzte Dehnbarkeit.

Übersteigt der osmotische Druck einen kritischen Wert, kann die Zellmembran diesem hydrostatischen Druck nicht mehr standhalten. Sie reißt schließlich auf und platzt, ein Vorgang, der als Hämolyse bezeichnet wird. Der Inhalt der Zelle, darunter Hämoglobin, wird in die umgebende Lösung freigesetzt, wodurch die Lösung eine rötliche Färbung annimmt. Die Hämolyse bedeutet den irreversiblen Tod der roten Blutzelle, da ihre Integrität und Funktion unwiederbringlich zerstört sind.

Die Geschwindigkeit der Hämolyse hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Konzentration der hypotonischen Lösung und der Dauer der Exposition. Je hypotonischer die Lösung und je länger die Expositionszeit, desto schneller kommt es zum Platzen der Erythrozyten.

Die Hämolyse ist nicht nur ein interessantes Phänomen in der Zellbiologie, sondern auch von klinischer Relevanz. Sie kann beispielsweise durch intravenöse Infusionen von hypotonischen Lösungen auftreten, wenn nicht sorgfältig auf die richtige Osmolarität geachtet wird. Auch bestimmte Erkrankungen, die die Integrität der Zellmembran beeinträchtigen, können zu einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Hämolyse führen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Kontakt einer roten Blutzelle mit einer hypotonischen Lösung führt aufgrund des osmotischen Drucks zum Wassereinstrom, zur Zellschwellung und letztendlich zur Hämolyse – dem irreversiblen Platzen der Zelle und ihrem Tod. Dieses einfache Experiment demonstriert auf eindrückliche Weise die Bedeutung des osmotischen Gleichgewichts für das Überleben von Zellen.