Was würde im Weltall ohne Anzug passieren?

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Im Vakuum des Weltraums ohne Schutzanzug würde der Körper binnen Sekunden durch den fehlenden Druck zerplatzen. Blut und Körperflüssigkeiten würden verdampfen, Lunge und Augen platzen, und das Bewusstsein würde rapide verloren gehen. Schließlich würden die Strahlen des Weltraums den Körper zerstören.

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Der Tod im Vakuum: Was passiert im Weltall ohne Anzug?

Der Weltraum – ein faszinierender, aber auch unbarmherziger Ort. Die romantische Vorstellung, durch die Weiten des Kosmos zu schweben, prallt schnell an der harten Realität ab: Ohne den Schutz eines Raumanzugs ist ein Überleben unmöglich. Aber was genau passiert mit dem menschlichen Körper im Vakuum? Der oft zitierte, sofortige Zerplatzen des Körpers ist eine Vereinfachung, die das komplexe Geschehen nur unzureichend beschreibt.

Der unmittelbarste Effekt ist der drastische Druckabfall. Auf der Erde sind wir einem Luftdruck von etwa 1 Bar ausgesetzt. Im Vakuum des Weltraums existiert dieser Druck nicht. Der Körper, der an diesen Druck angepasst ist, reagiert darauf mit einer Reihe von teils simultanen, teils aufeinanderfolgenden Ereignissen.

Zunächst einmal besteht keine Gefahr des sofortigen Zerplatzens. Die Haut ist erstaunlich widerstandsfähig und hält dem Druckunterschied zunächst stand. Allerdings dehnen sich die Lungen aufgrund des fehlenden äußeren Drucks aus, was zu erheblichen Schmerzen und möglicherweise zu Lungenverletzungen führen kann. Ebenso dehnen sich die Augen aus, was ebenfalls schmerzhaft ist und zu dauerhaften Schäden führen kann. Die im Körper vorhandenen Körperflüssigkeiten, insbesondere das Blut, beginnen zu sieden, da der Siedepunkt bei niedrigem Druck sinkt. Dieses Sieden findet allerdings nicht als explosionsartiges Verdampfen statt, sondern eher als eine Bildung kleiner Gasblasen im Blutkreislauf, was zu Embolien führen kann.

Gleichzeitig führt der niedrige Druck zur Hypoxie, also zum Sauerstoffmangel. Innerhalb von 15 Sekunden verliert das Gehirn seine Sauerstoffversorgung, was zu Bewusstlosigkeit führt. Ohne Sauerstoffversorgung sterben die Gehirnzellen ab – irreversible Schäden sind die Folge. Die fehlende Temperaturregulierung durch die Atmosphäre führt zu einem rasanten Wärmeverlust durch Sublimation (Übergang vom festen in den gasförmigen Zustand) von Wasser aus der Haut und dem Verlust von Körperwärme durch Strahlung.

Zusätzlich zur unmittelbaren Gefahr durch den Druckunterschied und den Sauerstoffmangel besteht die Langzeitgefahr durch die kosmische Strahlung. Diese hochenergetische Strahlung, die auf der Erde durch die Atmosphäre abgeschirmt wird, schädigt das Erbgut und kann zu schweren Erkrankungen wie Krebs führen. Auch die UV-Strahlung der Sonne, ungeschützt dem Körper ausgesetzt, führt zu schweren Verbrennungen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Aufenthalt im Weltall ohne Anzug ein schnelles und schmerzhaftes Ende bedeutet. Der Tod tritt nicht durch ein sofortiges Zerplatzen ein, sondern durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren: Sauerstoffmangel, Druckabfall, Körperflüssigkeitsverlust, Kälte und die schädigende Wirkung kosmischer Strahlung. Der Raumanzug ist daher nicht nur eine Frage des Komforts, sondern essentiell für das Überleben im Vakuum des Weltraums.