Welche Hormone kann man im Blut feststellen?

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Die Bestimmung des Hormonspiegels im Blut umfasst neben Östradiol und Testosteron auch deren Vorstufen DHEAS und Androstendion sowie den freien Testosteronindex. Auch der AMH-Wert, der unabhängig vom Menstruationszyklus ist, wird häufig im Bluttest bestimmt. Diese umfassende Analyse gibt Aufschluss über die hormonelle Balance des Körpers.
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Die stille Sprache des Blutes: Welche Hormone verraten uns den Zustand unseres Körpers?

Unser Hormonsystem, ein komplexes Netzwerk chemischer Botenstoffe, steuert unzählige Körperfunktionen – von Wachstum und Stoffwechsel über Fortpflanzung bis hin zu Stimmung und Schlaf. Ein Ungleichgewicht dieser fein austarierten Prozesse kann weitreichende Folgen haben. Daher gewinnt die Bestimmung von Hormonen im Blut zunehmend an Bedeutung in der Diagnostik. Doch welche Hormone lassen sich im Blut nachweisen und was verraten sie uns?

Die Analyse des Hormonspiegels im Blut beschränkt sich nicht auf die bekannten Akteure wie Östradiol und Testosteron. Diese Sexualhormone, essentiell für die Entwicklung und Funktion der Geschlechtsorgane, werden zwar routinemäßig gemessen, doch ein umfassendes Bild erfordert den Blick auf das Gesamtgefüge. So liefern beispielsweise die Vorstufen von Östradiol und Testosteron, Dehydroepiandrosteron (DHEAS) und Androstendion, wertvolle Informationen über die Hormonproduktion in den Nebennieren und den Eierstöcken bzw. Hoden. Die Messung des freien Testosteronindex, der den Anteil des tatsächlich biologisch wirksamen Testosterons wiedergibt, verbessert die Aussagekraft der Testosteronbestimmung erheblich.

Ein weiterer wichtiger Marker, der immer häufiger Bestandteil einer Hormonanalyse ist, ist das Anti-Müller-Hormon (AMH). Im Gegensatz zu vielen anderen Hormonen, deren Konzentration im Laufe des Menstruationszyklus stark schwankt, bleibt der AMH-Spiegel über den Zyklus hinweg relativ konstant. Daher bietet er insbesondere bei der Beurteilung der ovariellen Reserve (Eizellvorrat) wertvolle Informationen und wird häufig im Kontext von Kinderwunschuntersuchungen eingesetzt.

Doch die im Blut nachweisbaren Hormone gehen weit über diese Beispiele hinaus. Je nach Fragestellung können weitere Hormone bestimmt werden, darunter:

  • Schilddrüsenhormone (T3, T4, TSH): Für die Regulierung des Stoffwechsels unerlässlich, zeigen sie Störungen der Schilddrüse an.
  • Kortisol: Das Stresshormon, dessen Spiegel Aufschluss über die Funktion der Nebennierenrinde gibt.
  • Prolaktin: Ein Hormon der Hirnanhangdrüse, das die Milchbildung beeinflusst und dessen erhöhte Werte auf verschiedene Ursachen hinweisen können.
  • Follikelstimulierendes Hormon (FSH) und Luteinisierendes Hormon (LH): Wichtige Hormone der Hirnanhangdrüse, die die Funktion der Geschlechtsorgane regulieren.
  • Insulin und Insulin-like Growth Factor 1 (IGF-1): Beteiligt an der Blutzuckerregulation und dem Wachstum.
  • Parathormon (PTH): Wichtig für den Calcium- und Phosphathaushalt.

Die Auswahl der zu bestimmenden Hormone hängt stark von der individuellen Fragestellung und der klinischen Symptomatik ab. Eine fundierte Anamnese und die sorgfältige Interpretation der Ergebnisse durch einen Arzt sind daher unerlässlich. Die Blutuntersuchung liefert lediglich ein “Foto” des Hormonstatus zu einem bestimmten Zeitpunkt. Um ein umfassendes Bild zu erhalten, können weitere Untersuchungen notwendig sein. Die Analyse des Hormonspiegels im Blut ist jedoch ein wichtiges Werkzeug, um die “stille Sprache” unseres Körpers zu verstehen und gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.