Welche Keimzahl im Urin ist signifikant?
Bei nicht antibiotisch vorbehandelten Erwachsenen deutet eine Keimzahl von über 10 hoch 5 Kolonie bildenden Einheiten (KBE) pro Milliliter im Urin auf eine signifikante Bakteriurie hin.
Signifikante Keimzahl im Urin: Wann ist eine Infektion wahrscheinlich?
Eine Harnwegsinfektion (HWI) ist eine häufige Erkrankung, die durch Bakterien im Urin ausgelöst wird. Die Diagnose basiert nicht allein auf Symptomen, sondern erfordert auch eine Urinuntersuchung, insbesondere die Bestimmung der Keimzahl. Doch welche Keimzahl im Urin gilt als signifikant und deutet auf eine tatsächliche Infektion hin?
Die Antwort ist nicht immer eindeutig und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Geschlecht, das Alter, die Vorerkrankungen und die Methode der Uringewinnung. Ein entscheidender Faktor ist auch, ob bereits eine Antibiotikatherapie begonnen wurde.
Bei nicht antibiotisch vorbehandelten Erwachsenen wird in der Regel eine Keimzahl von über 105 Kolonie bildenden Einheiten (KBE) pro Milliliter (ml) Urin als signifikant für eine Bakteriurie angesehen. Das bedeutet, dass eine so hohe Konzentration an Bakterien im Urin stark auf eine Harnwegsinfektion hindeutet.
Abweichungen von der 105-Regel:
Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regel:
- Symptomatische Patienten: Bei Patienten mit typischen HWI-Symptomen wie Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang oder Schmerzen im Unterbauch kann auch eine niedrigere Keimzahl, beispielsweise 103 – 104 KBE/ml, als signifikant gewertet werden, insbesondere bei Frauen.
- Mittelstrahlurin: Die Art der Uringewinnung spielt ebenfalls eine Rolle. Bei einem korrekt gewonnenen Mittelstrahlurin ist die 105-Regel in der Regel anwendbar. Bei anderen Methoden, wie z.B. Katheterurin oder suprapubisch gewonnenem Urin, können auch niedrigere Keimzahlen relevant sein.
- Spezifische Erreger: Manche Bakterienarten, wie z.B. Staphylococcus saprophyticus, können bereits in geringerer Konzentration Infektionen verursachen.
- Schwangerschaft: Bei Schwangeren wird aufgrund des erhöhten Risikos für Komplikationen bereits eine Keimzahl von 102 – 103 KBE/ml ernst genommen und oft antibiotisch behandelt.
- Immungeschwächte Patienten: Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können auch niedrigere Keimzahlen zu schwerwiegenden Infektionen führen.
Zusätzliche diagnostische Maßnahmen:
Neben der Keimzahlbestimmung im Urin können weitere Untersuchungen hilfreich sein, um eine HWI zu diagnostizieren, wie z.B. die Urinuntersuchung auf Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Nitrit. Auch die klinische Beurteilung des Patienten und seiner Symptome ist entscheidend.
Fazit:
Die Keimzahl von 105 KBE/ml im Urin dient als wichtiger Richtwert für die Diagnose einer Harnwegsinfektion bei nicht antibiotisch vorbehandelten Erwachsenen. Allerdings sollten immer auch die individuellen Umstände des Patienten, die Symptomatik und weitere diagnostische Befunde berücksichtigt werden, um eine korrekte Diagnose zu stellen und eine geeignete Therapie einzuleiten. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
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