Welcher Blutdruck beim Liegen?

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Obwohl der Blutdruck im Liegen tendenziell niedriger ist als im Stehen, sollten beide Werte innerhalb der bekannten Normgrenzen liegen. Wichtig ist jedoch, dass die Unterschiede zwischen den Werten nicht zu groß sind, da dies auf gesundheitliche Probleme hindeuten könnte.
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Blutdruck im Liegen: Ein unterschätzter Indikator?

Der Blutdruck, ein scheinbar simpler Wert, offenbart ein komplexes Zusammenspiel von Herz, Blutgefäßen und Kreislaufregulation. Während die meisten Menschen ihren Blutdruck im Sitzen messen lassen, bietet die Messung im Liegen zusätzliche Informationen und kann wichtige Hinweise auf zugrundeliegende Erkrankungen liefern. Obwohl der Blutdruck im Liegen tendenziell niedriger ist als im Stehen, sollten beide Werte – systolischer und diastolischer Druck – innerhalb der allgemein akzeptierten Normgrenzen liegen. Doch der bloße Vergleich der Zahlen reicht nicht aus. Die Differenz zwischen den Werten im Liegen und Stehen ist entscheidend für die Interpretation.

Warum ist der Blutdruck im Liegen niedriger?

Im Liegen wirkt die Schwerkraft weniger stark auf das Blut. Das Herz muss weniger gegen die Schwerkraft arbeiten, um das Blut zum Gehirn zu pumpen. Dadurch sinkt der Bedarf an erhöhtem Blutdruck, was zu niedrigeren Messwerten führt. Dieser Unterschied ist physiologisch normal und beträgt in der Regel wenige mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).

Wann ist ein Unterschied im Blutdruck zwischen Liegen und Stehen bedenklich?

Ein signifikanter Unterschied zwischen dem Blutdruck im Liegen und Stehen – beispielsweise ein Abfall des systolischen Drucks um mehr als 20 mmHg oder ein Anstieg des diastolischen Drucks um mehr als 10 mmHg beim Aufstehen – kann auf verschiedene gesundheitliche Probleme hinweisen:

  • Orthostatische Hypotonie: Dies ist ein plötzlicher Blutdruckabfall beim Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen. Er kann zu Schwindel, Benommenheit und sogar Ohnmacht führen. Ursachen können Dehydrierung, Medikamente (z.B. blutdrucksenkende Mittel), Herzprobleme oder neurologische Erkrankungen sein.

  • Volumenmangel: Ein niedriger Blutdruck im Liegen in Verbindung mit einem starken Abfall beim Aufstehen kann auf Flüssigkeitsmangel hinweisen, verursacht durch Erbrechen, Durchfall, starkes Schwitzen oder unzureichende Flüssigkeitszufuhr.

  • Herzinsuffizienz: Bei Herzschwäche kann das Herz nicht genügend Blut pumpen, um den Körper ausreichend zu versorgen. Dies kann zu einem niedrigen Blutdruck, insbesondere beim Aufstehen, führen.

  • Autonome Neuropathie: Schäden an den Nerven des autonomen Nervensystems, die die Blutdruckregulation steuern, können zu einem unregelmäßigen Blutdruckverhalten führen, einschließlich signifikanter Unterschiede zwischen Liegen und Stehen. Diabetes ist eine häufige Ursache für eine solche Neuropathie.

Blutdruckmessung im Liegen: Wann sinnvoll?

Eine Blutdruckmessung im Liegen ist insbesondere dann sinnvoll, wenn:

  • bereits ein Verdacht auf orthostatische Hypotonie besteht.
  • der Patient über Schwindel oder Ohnmacht klagt.
  • der Patient Medikamente einnimmt, die den Blutdruck beeinflussen.
  • eine umfassende kardiovaskuläre Untersuchung durchgeführt wird.

Fazit:

Der Blutdruck im Liegen ist ein wichtiger, aber oft vernachlässigter Parameter. Während ein leicht niedrigerer Wert im Liegen normal ist, sollten erhebliche Unterschiede zwischen den Werten im Liegen und Stehen ärztlich abgeklärt werden. Nur eine umfassende Beurteilung des gesamten Blutdruckprofils – einschließlich der Messwerte in verschiedenen Körperhaltungen – ermöglicht eine korrekte Diagnose und Behandlung möglicher Erkrankungen. Eine einmalige Messung reicht nicht aus. Regelmäßige Kontrollen und die genaue Dokumentation der Werte sind essentiell für die Überwachung der Herz-Kreislauf-Gesundheit.