Wie äußert sich ein Burnout bei Frauen?

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Erschöpfung, Schlafprobleme und ständige Müdigkeit zeichnen das Bild aus. Konzentration und Gedächtnis leiden, Entscheidungen fallen schwer, Initiative und Kreativität schwinden. Ein Gefühl der Leere und innerer Leere breitet sich aus, die Lebensfreude verblasst.
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Das unsichtbare Feuer: Burnout bei Frauen – mehr als nur Erschöpfung

Burnout – ein Begriff, der mittlerweile weit verbreitet ist, doch seine Ausprägung bei Frauen unterscheidet sich oft deutlich von der bei Männern. Während die Symptome oberflächlich betrachtet ähnlich erscheinen – Erschöpfung, Schlafstörungen, ständige Müdigkeit –, versteckt sich dahinter oft ein komplexeres Geflecht an Faktoren, die die Diagnose und Behandlung erschweren. Es ist nicht einfach „nur“ Überarbeitung; es ist ein subtiler, sich einschleichender Prozess, der die gesamte Persönlichkeit erfasst.

Die klassische Triade aus Erschöpfung, Zynismus und reduzierter Leistungsfähigkeit trifft zwar auch auf Frauen zu, doch die Art und Weise, wie sich diese Symptome manifestieren, ist oft anders. Frauen internalisieren Stress häufiger und neigen weniger dazu, ihre Belastung offen zu zeigen. Der gesellschaftliche Druck, gleichzeitig Beruf, Familie und Haushalt zu managen – die oft ungleich verteilte „Doppelbelastung“ – spielt hierbei eine entscheidende Rolle.

Anstatt explizit über Überforderung zu sprechen, zeigen Frauen Burnout oft durch:

  • Vermeidung und Rückzug: Sie ziehen sich aus sozialen Kontakten zurück, delegieren Aufgaben nur ungern und meiden Herausforderungen. Diese Vermeidung dient als Schutzmechanismus vor weiterer Belastung, wird aber oft falsch interpretiert als Faulheit oder Desinteresse.

  • Perfektionismus und Selbstkritik: Der ständige Druck, alles perfekt zu machen – im Beruf, in der Partnerschaft und im Haushalt – führt zu einem Teufelskreis aus Leistungsdruck und Selbstvorwürfen. Selbst geringfügige Fehler werden überproportional bewertet und verstärken das Gefühl der Überforderung.

  • Somatisierung: Psychische Belastung manifestiert sich bei Frauen häufig körperlich. Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Schlafstörungen und chronische Schmerzen sind keine seltenen Begleiterscheinungen eines Burnouts. Die körperlichen Symptome werden oft primär behandelt, während die zugrunde liegende psychische Belastung übersehen wird.

  • Verlust des Selbstwertgefühls: Das Gefühl, den eigenen Ansprüchen und den Erwartungen der Umwelt nicht gerecht zu werden, führt zu einem starken Verlust des Selbstwertgefühls. Frauen hinterfragen ihre Fähigkeiten und ihren Wert, was zu Depressionen und Angstzuständen führen kann.

  • Unsichtbare Last: Die „unsichtbare Arbeit“, wie emotionale Arbeit im Familienkontext oder die Organisation des Haushalts, wird oft nicht als Arbeit anerkannt und trägt dennoch erheblich zur Belastung bei. Diese Aufgaben werden häufig zusätzlich zur bezahlten Arbeit erledigt und belasten Frauen psychisch und physisch enorm.

Die Diagnose eines Burnouts bei Frauen erfordert daher ein besonders sensibles Vorgehen. Es gilt, die individuellen Lebensumstände und die spezifischen Belastungsfaktoren zu berücksichtigen. Eine frühzeitige Erkennung und gezielte Intervention sind entscheidend, um einen chronischen Verlauf zu vermeiden und die Betroffenen auf dem Weg zur Genesung zu unterstützen. Dies erfordert nicht nur professionelle Hilfe, sondern auch eine gesellschaftliche Veränderung, die die ungleiche Verteilung von Arbeit und Verantwortung hinterfragt und Frauen mehr Unterstützung bietet. Nur so kann das „unsichtbare Feuer“ des Burnouts rechtzeitig gelöscht werden.