Wie pullert ein Astronaut?

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Im Weltraum herrscht Schwerelosigkeit, weshalb Astronauten auf der Toilette einen Bügel benötigen, um Halt zu finden. Sonst würde sie die Schwerelosigkeit davon schweben lassen, während sie ihr Geschäft verrichten. Um Flüssigkeiten und Feststoffe aufzufangen, sind Weltraumtoiletten außerdem mit einem speziellen Vakuumsystem ausgestattet.

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Die Schwerelosigkeit und das stille Örtchen: Wie Astronauten im Weltraum „müssen“

Der Weltraum – eine Umgebung von unglaublicher Schönheit und endloser Weite, aber auch eine, die uns vor ganz spezielle Herausforderungen stellt, wenn es um die alltäglichsten Bedürfnisse geht. Eines dieser Bedürfnisse, das uns meist erst bewusst wird, wenn es sich meldet, ist der Gang zur Toilette. Doch wie funktioniert das eigentlich im Zustand der Schwerelosigkeit?

Die Antwort ist überraschend technisch und alles andere als einfach. Stellen Sie sich vor, Sie schweben in Ihrem Badezimmer, ohne festen Boden unter den Füßen. Jede Bewegung, jeder Tropfen Flüssigkeit, jede kleine Festigkeit würde unkontrolliert umherfliegen. Genau das gilt es im Weltraum zu verhindern.

Die Lösung: Vakuum und Halt

Die Weltraumtoilette ist ein ausgeklügeltes System, das zwei Hauptprobleme angeht: die Schwerelosigkeit und die Kontrolle von Abfällen.

  • Halt finden: Wie in Ihrer Vorstellung des schwebenden Badezimmers ist der erste Schritt, sich zu fixieren. Astronauten nutzen dafür spezielle Fußschlaufen oder Bügel, um sich während der “Sitzung” an Ort und Stelle zu halten. So können sie sich nicht versehentlich abstoßen und durch die Raumstation schweben.
  • Vakuum-Technologie: Hier kommt der Clou. Anstelle von Wasser wie auf der Erde, verwendet die Weltraumtoilette ein starkes Vakuumsystem. Dieses saugt Flüssigkeiten und Feststoffe sofort ab und verhindert so, dass sie frei im Raum schweben. Stellen Sie sich einen extrem leistungsstarken Staubsauger vor, der speziell für diesen Zweck entwickelt wurde.

Separate Systeme für Flüssigkeiten und Feststoffe

Die Toilette ist in zwei Bereiche unterteilt: einen für Urin und einen für feste Abfälle.

  • Urin: Der Urin wird über einen Trichter mit einem Schlauch abgesaugt. Frauen und Männer verwenden dabei unterschiedliche Aufsätze, um eine effektive Absaugung zu gewährleisten. Der gesammelte Urin wird dann recycelt und zu Trinkwasser aufbereitet. Dies ist ein wesentlicher Bestandteil der Ressourcenverwaltung im Weltraum, da der Transport von Wasser zur Raumstation sehr kostspielig ist.
  • Feste Abfälle: Diese werden ebenfalls durch Vakuum abgesaugt und in speziellen Behältern gelagert. Diese Behälter werden dann entweder in der Raumstation gelagert oder in einem Mülltransporter zur Verbrennung in der Erdatmosphäre entsorgt.

Herausforderungen und Weiterentwicklung

Obwohl die Weltraumtoilette ein beeindruckendes Stück Technik ist, ist sie nicht ohne Herausforderungen. Verstopfungen können auftreten, und die Bedienung erfordert sorgfältige Schulung und Präzision.

Die NASA arbeitet kontinuierlich an der Weiterentwicklung der Weltraumtoilette, um sie effizienter, benutzerfreundlicher und zuverlässiger zu machen. Neue Modelle, wie die “Universal Waste Management System” (UWMS), sind kompakter, leichter und leiser und zielen darauf ab, die Erfahrung für Astronauten im Weltraum zu verbessern.

Fazit

Der Gang zur Toilette im Weltraum mag auf den ersten Blick trivial erscheinen, ist aber tatsächlich ein komplexes technisches Problem, das innovative Lösungen erfordert. Die Weltraumtoilette ist ein Beweis für den menschlichen Einfallsreichtum und die Fähigkeit, selbst die banalsten Aspekte des Lebens an die extremsten Umgebungen anzupassen. Und wer weiß, vielleicht nutzen wir in Zukunft ähnliche Technologien auch auf der Erde, um Ressourcen zu schonen und die Hygiene zu verbessern.