Wird man in der Höhe schneller müde?

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In großer Höhe benötigt der Körper mehr Sauerstoff, um die gleiche Leistung zu erbringen. Dies kann zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit führen, die allgemein als Höhenkrankheit bekannt sind. Schnelle Aufstiege und unzureichende Akklimatisierung verschlimmern diese Symptome.

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Höhenluft und die müden Muskeln: Warum wir in der Höhe schneller erschöpft sind

Die Bergluft, so rein und klar sie auch erscheint, birgt ein perfides Geheimnis: Sie macht uns schneller müde. Während man im Flachland einen Gipfelsturm noch mit vergleichsweise geringem Kraftaufwand bewältigen könnte, fühlt sich derselbe Aufstieg in großer Höhe an wie ein Marathonlauf bergauf – und das, obwohl die zurückgelegte Distanz identisch ist. Doch woran liegt diese erschreckende Veränderung der eigenen Leistungsfähigkeit?

Die Antwort liegt im reduzierten Partialdruck des Sauerstoffs in der Höhe. Mit jedem Höhenmeter sinkt die Sauerstoffkonzentration in der Luft. Während wir auf Meereshöhe mit einem Partialdruck von etwa 160 mmHg rechnen können, reduziert sich dieser beispielsweise auf 100 mmHg auf 3000 Metern Höhe und weiter auf unter 50 mmHg auf über 5000 Metern. Das bedeutet: Unser Körper erhält pro Atemzug deutlich weniger Sauerstoff.

Dieses Sauerstoffdefizit wirkt sich auf mehreren Ebenen aus:

  • Zelluläre Atmung: Die Energieproduktion in unseren Zellen, die Atmungskette, ist direkt vom Sauerstoff abhängig. Ist weniger Sauerstoff verfügbar, sinkt die ATP-Produktion, der “Energiespeicher” unserer Körperzellen. Dies führt zu schnellerer Ermüdung und reduzierter Leistungsfähigkeit.

  • Herz-Kreislauf-System: Um den Sauerstoffmangel auszugleichen, versucht der Körper, die Sauerstoffversorgung zu maximieren. Herzschlagfrequenz und Atemfrequenz steigen an, was zu verstärkter Belastung des Herz-Kreislauf-Systems führt. Dieses erhöhte Arbeitspensum kann schnell zu Erschöpfung und einem Gefühl der Kurzatmigkeit führen.

  • Muskelarbeit: Die Muskeln sind besonders auf eine ausreichende Sauerstoffversorgung angewiesen. Bei Sauerstoffmangel schalten sie auf einen weniger effizienten Stoffwechsel um, die anaerobe Glykolyse, die Laktat (Milchsäure) produziert. Laktat führt zu Muskelbrennen, Krämpfen und beschleunigter Ermüdung.

  • Psychische Auswirkungen: Der Sauerstoffmangel kann auch zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Konzentrationsstörungen führen, die die körperliche Leistung zusätzlich beeinträchtigen. Diese Symptome, zusammenfassend als Höhenkrankheit bezeichnet, verschlimmern das Gefühl der Erschöpfung deutlich.

Schnelle Aufstiege und mangelnde Akklimatisierung verstärken diese Effekte erheblich. Der Körper benötigt Zeit, um sich an die reduzierte Sauerstoffkonzentration anzupassen. Eine langsame Akklimatisierung, d.h. ein langsamer Aufstieg mit ausreichend Ruhephasen, ermöglicht es dem Körper, die Produktion von roten Blutkörperchen zu erhöhen und so die Sauerstofftransportkapazität zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die schnellere Ermüdung in der Höhe ist eine direkte Folge des Sauerstoffmangels. Dieser beeinträchtigt die Energieproduktion, belastet das Herz-Kreislauf-System und führt zu einer verringerten Muskelleistung. Eine bewusste und langsame Akklimatisierung ist daher essentiell, um die Auswirkungen der Höhenluft auf die Leistungsfähigkeit zu minimieren und die Gefahr einer Höhenkrankheit zu reduzieren.