Warum soll man abends Eier essen?

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Eier fördern einen erholsamen Schlaf. Tryptophan unterstützt die Melatoninproduktion, entscheidend für den Einschlafprozess. Zusätzlich liefern Eier wichtige B-Vitamine und Selen, die für eine gesunde Schlafqualität unerlässlich sind.

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Abends Eier essen: Schlaf gut, leb gut? Eine differenzierte Betrachtung

Die Frage, ob man abends Eier essen sollte, spaltet die Ernährungs-Community. Während einige schwören auf die nährstoffreiche Stärkung vor dem Schlafengehen, warnen andere vor möglichen Verdauungsstörungen. Stimmt es wirklich, dass Eier einen erholsamen Schlaf fördern? Die Antwort ist, wie so oft, etwas differenzierter als ein einfaches Ja oder Nein.

Der oft genannte Vorteil von Eiern vor dem Schlafengehen ist ihr Tryptophan-Gehalt. Diese essentielle Aminosäure ist ein Vorläufer von Melatonin, dem Schlafhormon. Eine ausreichende Melatoninproduktion ist tatsächlich entscheidend für einen schnellen und erholsamen Einschlafprozess. Daher scheint die Logik, dass Eier aufgrund ihres Tryptophans den Schlaf verbessern, auf den ersten Blick plausibel.

Allerdings ist die Situation komplexer. Die Bioverfügbarkeit von Tryptophan, also die Menge, die der Körper tatsächlich verwerten kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So konkurriert Tryptophan mit anderen Aminosäuren um die Aufnahme ins Gehirn. Ein eiweißreiches Abendessen, zu dem auch Eier gehören, kann diese Konkurrenz intensivieren und die Tryptophan-Aufnahme möglicherweise sogar hemmen. Umgekehrt kann ein eher kohlenhydratreiches Abendessen die Tryptophan-Aufnahme begünstigen, da Kohlenhydrate die Insulinproduktion anregen und so die Konkurrenz-Aminosäuren aus dem Blutstrom entfernen.

Neben Tryptophan liefern Eier auch andere Nährstoffe, die eine Rolle für den Schlaf spielen könnten: B-Vitamine, insbesondere B6 und B12, sind wichtig für die Nervenfunktion und können indirekt zu einem besseren Schlaf beitragen. Selen ist ein Antioxidans, das Zellschäden vorbeugt und somit zur allgemeinen Gesundheit, inklusive der Schlafqualität, beitragen kann.

Dennoch darf man den potenziellen negativen Aspekt nicht übersehen: Eier sind ein relativ fettreiches Lebensmittel. Eine fettreiche Mahlzeit kurz vor dem Schlafengehen kann bei manchen Menschen zu Verdauungsbeschwerden, Sodbrennen oder Übelkeit führen, was den Schlaf erheblich stören kann. Die individuelle Verträglichkeit spielt also eine entscheidende Rolle.

Fazit: Eier enthalten zwar Tryptophan und andere schlaf fördernde Nährstoffe. Ob sie tatsächlich zu einem besseren Schlaf beitragen, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, darunter die individuelle Verträglichkeit, die Zusammensetzung des gesamten Abendessens und die individuellen Stoffwechselprozesse. Wer empfindlich auf fettreiche Nahrung reagiert, sollte abends auf Eier besser verzichten. Wer sie gut verträgt und auf eine ausgewogene Ernährung achtet, kann sie – in Maßen – auch abends genießen. Ein pauschales Ja oder Nein lässt sich nicht geben. Die eigene Erfahrung und ein gesundes Maß an Achtsamkeit gegenüber dem eigenen Körper sind entscheidend.