Gibt es einen Ort auf der Erde, an dem noch keine Menschen waren?

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Tief im Amazonasbecken, den undurchdringlichen Regenwäldern des Kongo und auf den zerklüfteten Hochebenen Venezuelas existieren noch immer Orte von unberührter Wildnis. Unzugänglichkeit oder die Heiligkeit für indigene Völker bewahren diese Gebiete vor menschlichem Einfluss.
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Unberührt? Die letzten Flecken Wildnis auf der Landkarte

Es klingt wie ein Mythos, ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten: Orte auf der Erde, die noch nie von Menschen betreten wurden. Im Zeitalter von Satellitenbildern, globalem Tourismus und stetigem Bevölkerungswachstum scheint unser Planeten vollständig kartiert, vermessen und in Besitz genommen. Doch der Schein trügt.

Tief im Herzen des Amazonasbeckens, wo undurchdringlicher Dschungel das Sonnenlicht verschluckt und reißende Flüsse den Weg versperren, existieren noch immer Flecken unberührter Wildnis. Ähnliches gilt für die dichten Regenwälder des Kongobeckens und die zerklüfteten Höhenzüge des venezolanischen Tepui-Gebirges. Diese Gebiete, geprägt von extremen Bedingungen und schwer zugänglichem Terrain, trotzen bis heute der menschlichen Erschließung.

Doch ist absolute Unberührtheit tatsächlich noch gegeben? Selbst die entlegensten Regionen der Erde bleiben nicht vom Einfluss des Menschen verschont. Die globale Erwärmung lässt Gletscher schmelzen und verändert Ökosysteme, während die Atmosphäre Schadstoffe in die entlegensten Winkel trägt.

Die Definition von “unberührt” muss daher differenziert betrachtet werden. Bedeutet sie die völlige Abwesenheit menschlicher Spuren? Oder geht es um die Bewahrung von Lebensräumen, die frei von permanenter Besiedlung und intensiver Nutzung durch den Menschen sind?

In diesem Sinne existieren sie noch, die letzten Oasen der Wildnis. Gebieten, die von indigenen Völkern seit Jahrtausenden nachhaltig genutzt und durch ihre Traditionen geschützt werden. Diese “Wächter der Wildnis” beweisen, dass ein respektvolles Miteinander von Mensch und Natur möglich ist.

Der Erhalt dieser letzten unberührten Gebiete ist von größter Bedeutung. Sie sind nicht nur Refugien für eine einzigartige Artenvielfalt, sondern auch wichtige Kohlenstoffsenken und Stabilisatoren des globalen Klimas.

Anstatt nach den letzten weißen Flecken auf der Landkarte zu suchen, sollten wir uns auf den Schutz der bestehenden Wildnisgebiete konzentrieren und gemeinsam mit den indigenen Bewohnern nachhaltige Konzepte für ein zukünftiges Miteinander entwickeln. Nur so können wir die Faszination der unberührten Natur für kommende Generationen bewahren.