In welcher Richtung steigt die Sonne auf?

3 Sicht

Auf der Nordhalbkugel der Erde geht die Sonne im Osten auf, erreicht ihren höchsten Stand im Süden und geht im Westen unter. Dieser Merkspruch gilt nur für die Nordhalbkugel.

Kommentar 0 mag

Die Sonne und ihre scheinbare Bewegung: Ein Blick auf den Sonnenaufgang

Die scheinbare Bewegung der Sonne am Himmel prägt seit jeher unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum. Die einfache Aussage “Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter” ist zwar weit verbreitet und im Großen und Ganzen zutreffend, doch birgt sie eine subtile Komplexität, die ein genaueres Hinsehen verdient. Denn die präzise Richtung des Sonnenaufgangs und -untergangs ist nicht konstant, sondern variiert im Laufe des Jahres und abhängig vom geographischen Breitengrad.

Die Behauptung, die Sonne gehe im Osten auf, ist eine Vereinfachung. Tatsächlich beschreibt die Sonne eine scheinbare Bahn über den Himmel, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird: Die Erdrotation um ihre eigene Achse ist der primär ausschlaggebende Faktor. Diese Rotation erfolgt von West nach Ost, was uns den Eindruck vermittelt, die Sonne bewege sich von Ost nach West. Auf der Nordhalbkugel bewegt sich die Sonne somit scheinbar von einem Punkt am östlichen Horizont zu einem Punkt am westlichen Horizont.

Doch welcher östliche Punkt? Hier kommen die Jahreszeiten ins Spiel. Während der Tagundnachtgleichen (Frühjahr- und Herbsttagundnachtgleiche) geht die Sonne tatsächlich exakt im Osten auf und im Westen unter. Dies liegt daran, dass die Erdachse zu diesem Zeitpunkt weder zur Sonne geneigt noch von ihr abgewandt ist. An allen anderen Tagen des Jahres ist die Erdachse jedoch geneigt, was zu einer Abweichung der Sonnenauf- und -untergangspositionen führt.

Im Sommer, wenn die Nordhalbkugel zur Sonne geneigt ist, geht die Sonne nordöstlich auf und nordwestlich unter. Im Winter, wenn die Nordhalbkugel von der Sonne abgewandt ist, geschieht der Aufgang südöstlich und der Untergang südwestlich. Je weiter man sich vom Äquator entfernt (also Richtung Nordpol), desto ausgeprägter wird dieser Effekt. In hohen nördlichen Breiten kann die Sonne im Sommer sogar für einen Zeitraum überhaupt nicht untergehen (Mitternachtssonne) und im Winter nicht aufgehen (Polarnacht).

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die allgemeine Regel “Osten-Westen” ist eine brauchbare Annäherung, aber keine exakte Beschreibung. Der genaue Punkt des Sonnenaufgangs und -untergangs ist dynamisch und hängt vom Datum und dem Breitengrad des Beobachters ab. Nur an den Tagundnachtgleichen entspricht er dem geografischen Osten und Westen. Ein genaueres Verständnis der Erdrotation, der Erdachsenneigung und der daraus resultierenden scheinbaren Sonnenbahn erweitert unser Wissen über die faszinierende Bewegung unseres Zentralgestirns am Himmel.