Können Fische Unterwasser hören?

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Fische nutzen unter Wasser ihren hochentwickelten Gehörsinn für eine präzise Ortung. Im Gegensatz zum Menschen, der nur ungerichtet wahrnimmt, können Fische Schallquellen genau orten. Berliner Forscher untersuchten die Funktionsweise dieses außergewöhnlichen Sinnesorgans, da sich Schall unter Wasser anders ausbreitet als in der Luft.

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Hören unter Wasser: Wie Fische die Stille brechen

Die Unterwasserwelt erscheint uns oft als eine Welt der Stille. Doch dieser Eindruck täuscht. Tatsächlich ist das Meer voller Geräusche, von sanften Strömungen bis hin zu den komplexen Gesängen von Walen. Und mittendrin sind die Fische, die diese Geräuschkulisse nicht nur wahrnehmen, sondern sie auch meisterhaft nutzen. Aber wie genau funktioniert das Hören unter Wasser? Und unterscheidet es sich von unserem Hören an Land?

Die Antwort auf die Frage, ob Fische hören können, ist ein klares Ja. Sie verfügen über einen hochentwickelten Gehörsinn, der ihnen in ihrer aquatischen Umgebung überlebenswichtig ist. Doch die Art und Weise, wie sie Geräusche wahrnehmen und verarbeiten, unterscheidet sich grundlegend von der des Menschen.

Die Herausforderung: Schallausbreitung im Wasser

Der Schlüssel zum Verständnis des Fischgehörs liegt in den unterschiedlichen physikalischen Eigenschaften von Wasser und Luft. Schall breitet sich im Wasser etwa fünfmal schneller und über größere Entfernungen aus als in der Luft. Während wir Menschen Schallwellen über unsere Ohren und das Trommelfell auffangen, nutzen Fische verschiedene Mechanismen, um die Schallenergie im Wasser zu empfangen.

Der Aufbau des Fischgehörs: Mehr als nur Ohren

Viele Fische besitzen zwar keine äußeren Ohren im klassischen Sinne, haben aber dennoch ein Innenohr, das sich im Schädel befindet. Dieses Innenohr ist mit winzigen Knochen, den Otolithen (Gehörsteinen), ausgestattet. Die Otolithen sind dichter als das umliegende Gewebe und reagieren daher träger auf Schallwellen. Diese unterschiedliche Trägheit führt zu einer relativen Bewegung zwischen den Otolithen und den Sinneszellen, die in der Nähe liegen. Diese Bewegung wird von den Sinneszellen in Nervenimpulse umgewandelt, die dann ans Gehirn weitergeleitet werden.

Die Seitenlinie: Ein zusätzliches Sinnesorgan

Neben dem Innenohr verfügen viele Fischarten über ein weiteres, einzigartiges Sinnesorgan: die Seitenlinie. Die Seitenlinie ist ein System von mit Flüssigkeit gefüllten Kanälen unter der Haut, die mit der Außenwelt in Verbindung stehen. Diese Kanäle sind mit Sinneszellen besetzt, die auf Druckveränderungen im Wasser reagieren. Die Seitenlinie ermöglicht es Fischen, Bewegungen und Vibrationen in ihrer Umgebung wahrzunehmen, die sie sonst nicht hören würden. Sie ist wie eine Art “Fernsinnessystem”, das ihnen hilft, Hindernisse zu umgehen, Beute zu orten und Raubtiere zu erkennen.

Die Kunst der Schallortung: Präzision unter Wasser

Ein besonders faszinierender Aspekt des Fischgehörs ist ihre Fähigkeit zur Schallortung. Während wir Menschen unter Wasser nur ungerichtet hören, können Fische Schallquellen präzise lokalisieren. Dies liegt daran, dass sie die geringen Zeitunterschiede und Intensitätsunterschiede des Schalls, der ihr Innenohr erreicht, auswerten können. Die Kombination aus Innenohr und Seitenlinie ermöglicht es ihnen, ein dreidimensionales Bild ihrer akustischen Umgebung zu erstellen.

Berliner Forschung: Dem Geheimnis auf der Spur

Forscher in Berlin untersuchen intensiv die Funktionsweise des Fischgehörs. Sie analysieren, wie die verschiedenen Sinnesorgane zusammenarbeiten und wie Fische die Informationen verarbeiten, um Schallquellen zu orten. Ihre Forschungsergebnisse tragen dazu bei, unser Verständnis der sensorischen Fähigkeiten von Fischen zu erweitern und neue Einblicke in die Evolution des Gehörsinns zu gewinnen.

Bedrohung durch Lärmverschmutzung

Die Erkenntnisse über das empfindliche Gehör von Fischen sind auch im Hinblick auf die zunehmende Lärmverschmutzung in den Ozeanen von Bedeutung. Schiffsverkehr, Bohrinseln und militärische Sonargeräte erzeugen einen erheblichen Unterwasserschallpegel, der das natürliche akustische Umfeld von Fischen stören kann. Dies kann ihre Kommunikation, ihre Fähigkeit zur Beutesuche und zur Vermeidung von Raubtieren beeinträchtigen. Um die Gesundheit der Fischpopulationen zu schützen, ist es daher unerlässlich, die Auswirkungen der Lärmverschmutzung zu minimieren.

Fazit:

Fische sind keineswegs stumm unter Wasser. Sie besitzen einen hochentwickelten Gehörsinn, der es ihnen ermöglicht, die Geräuschkulisse ihrer Umgebung wahrzunehmen und zu nutzen. Die Kombination aus Innenohr und Seitenlinie ermöglicht ihnen eine präzise Schallortung und ein detailliertes Bild ihrer aquatischen Welt. Die Forschung auf diesem Gebiet trägt dazu bei, die komplexen sensorischen Fähigkeiten von Fischen besser zu verstehen und die Auswirkungen der Lärmverschmutzung auf ihre Lebensräume zu minimieren. Indem wir die Stille unter Wasser besser verstehen, können wir dazu beitragen, diese faszinierende Welt zu bewahren.