Warum sieht man die dunkle Seite des Mondes?
Die Bezeichnung dunkle Seite ist irreführend. Es handelt sich um die erdabgewandte Seite. Sie ist nicht permanent dunkel, sondern wird während des Erd-Neumonds von der Sonne vollständig beleuchtet. Wir sehen sie nur nicht, weil die Mondrotation mit seiner Erdumlaufzeit synchronisiert ist.
Warum sehen wir die „dunkle Seite des Mondes nicht? Ein Mythos der Aufklärung
Der Begriff „dunkle Seite des Mondes ist irreführend und trägt zu einem weit verbreiteten Missverständnis bei. Es gibt keine permanent dunkle Seite unseres natürlichen Satelliten. Richtiger wäre die Bezeichnung „erdbgewandte Seite und „erdabgewandte Seite. Die erdabgewandte Seite ist ebenso der Sonne ausgesetzt wie die erdbgewandte und wird somit periodisch beleuchtet. Die scheinbare Dunkelheit resultiert aus der synchronisierten Rotation des Mondes um seine eigene Achse und um die Erde.
Diese Synchronisation, auch gebundene Rotation genannt, ist ein faszinierendes Phänomen der Himmelsmechanik. Sie ist das Ergebnis der gravitativen Wechselwirkung zwischen Erde und Mond über Jahrmilliarden. Die Erde hat durch ihre gravitative Anziehungskraft die Rotation des Mondes verlangsamt, bis diese mit seiner Umlaufzeit um die Erde identisch wurde. Das bedeutet, dass der Mond sich in exakt der gleichen Zeit um seine eigene Achse dreht, wie er die Erde einmal umkreist – etwa 27,3 Tage.
Diese Synchronisation hat zur Folge, dass uns vom Erdboden aus immer dieselbe Mondseite zugewandt ist. Die erdgewandte Seite, die wir mit ihren Kratern, Maria und Gebirgen kennen, ist die Seite, die uns stets präsentiert wird. Die erdabgewandte Seite hingegen bleibt uns verborgen. Das ist jedoch kein Beweis für andauernde Dunkelheit. Im Gegenteil: Während des Vollmonds ist die erdabgewandte Seite vollständig von der Sonne beleuchtet, während die erdbgewandte Seite in ihrem vollen Glanz strahlt. Während des Neumonds hingegen ist die erdabgewandte Seite im Schatten der Erde. Der Zyklus von Licht und Dunkelheit auf der erdabgewandten Seite ist also identisch mit dem auf der erdbgewandten Seite – nur dass wir diesen Zyklus nicht direkt beobachten können.
Erst durch die Raumfahrt, genauer gesagt durch die sowjetischen Luna-Sonden und später die amerikanischen Apollo-Missionen, erhielten wir detaillierte Bilder der erdabgewandten Seite. Diese Bilder enthüllten eine Landschaft, die sich in ihrer Beschaffenheit deutlich von der uns bekannten Seite unterscheidet. Die erdabgewandte Seite ist stärker von Kratern übersät und weist weniger der dunklen, basaltischen Ebenen, der sogenannten Maria, auf, die die erdbgewandte Seite kennzeichnen. Diese Unterschiede im Aussehen lassen auf unterschiedliche geologische Prozesse während der Mondentstehung und -entwicklung schließen.
Die Erforschung der erdabgewandten Seite ist auch heute noch ein wichtiges Ziel der Raumfahrt. Die dortige nahezu ungestörte Radiowellen-Umgebung bietet beispielsweise ideale Bedingungen für astronomische Beobachtungen. Die dunkle Seite des Mondes ist also alles andere als dunkel und birgt noch viele Geheimnisse, die darauf warten, von zukünftigen Missionen gelüftet zu werden. Das Verständnis der gebundenen Rotation des Mondes und der daraus resultierenden Sichtbarkeit ist ein Schlüssel zum Verständnis unseres nächtlichen Begleiters und seiner faszinierenden Geschichte. Der Mythos der dunklen Seite sollte daher zugunsten eines genaueren Wissens über die komplexe Dynamik des Erde-Mond-Systems korrigiert werden.
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