Wie duscht ein Astronaut?

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In der Schwerelosigkeit schweben die Astronauten frei und die vertraute Orientierung fehlt. Die Nacht wird zum Tag und umgekehrt. Um sich im All zu betten, nutzen sie Schlafsessel, die sie mit Gurten sichern.
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Duschen im All: Eine Frage der Hygiene in Schwerelosigkeit

Das Leben auf der Internationalen Raumstation (ISS) ist geprägt von vielen Herausforderungen, und die Körperhygiene gehört zu den besonders kniffligen. Während wir auf der Erde ganz selbstverständlich unter die Dusche steigen, stellt sich im schwerelosen Raum eine ganz andere Situation dar. Die vertraute Kraft der Schwerkraft, die das Wasser nach unten fließen lässt, fehlt schlichtweg. Wie also duschen Astronauten? Die Antwort ist komplexer, als man zunächst vermuten mag und beinhaltet weit mehr als nur den Verzicht auf das gewohnte Duscherlebnis.

Ein herkömmlicher Duschkopf wäre im Weltraum völlig nutzlos. Das Wasser würde als schwebende Kugel durch die Raumstation treiben, eine klebrige, potenziell gefährliche Angelegenheit, die die empfindliche Elektronik beschädigen und das Raumschiff kontaminieren könnte. Deshalb greifen Astronauten auf ein System von speziell entwickelten Reinigungsmethoden zurück.

Ein wichtiger Aspekt ist die Wasserersparnis. Wasser ist ein kostbares Gut auf der ISS und wird größtenteils aus recyceltem Kondenswasser gewonnen. Daher ist verschwenderischer Wasserverbrauch ausgeschlossen. Statt einer Dusche setzen Astronauten primär auf ein gründliches Waschen mit Tüchern und Flüssigseife. Diese werden mit einer minimalen Menge Wasser angefeuchtet und ermöglichen eine effektive Reinigung des Körpers. Dabei wird auf abschließendes Abspülen größtenteils verzichtet, da das aufwändig recycelt werden müsste. Wichtig ist die Verwendung von speziellen, schnell trocknenden Seifen, um die Bildung klebriger Rückstände zu vermeiden.

Gelegentlich stehen den Astronauten auch spezielle Duschsysteme zur Verfügung. Diese funktionieren nicht wie eine herkömmliche Dusche, sondern nutzen ein geschlossenes Kreislaufsystem. Das Wasser wird in einem durchsichtigen Schlauch recycelt und wiederverwendet, und die Druckverhältnisse sind so geregelt, dass das Wasser in kleinen Mengen gezielt auf den Körper aufgebracht werden kann. Diese Methode ist ressourcenschonend und minimiert das Risiko von herumschwebenden Wassertröpfchen.

Zusätzlich zur Körperreinigung spielen regelmäßiges Haarewaschen und Zahnputzen eine entscheidende Rolle für die Hygiene im All. Spezielle, wasserreduzierte Shampoos und Zahnpasten erleichtern die Prozedur. Abfälle werden selbstverständlich nicht einfach weggeworfen, sondern ebenfalls sorgfältig gesammelt und entsorgt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Duschen im All alles andere als ein luxuriöses Erlebnis ist. Es handelt sich um eine pragmatische und ressourcenschonende Prozedur, die auf Effizienz und Hygiene ausgerichtet ist und den besonderen Bedingungen der Schwerelosigkeit Rechnung trägt. Die Astronauten leisten täglich bemerkenswerte Anstrengungen, um selbst unter diesen extremen Umständen eine gute Körperhygiene zu gewährleisten.