Wie navigiert man mit einem Sextant?

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Ein Sextant misst den Winkel zwischen Gestirn und Horizont. Durch Justieren des Spiegels wird das Gestirn auf den Horizont gebracht. Der gemessene Winkel auf der Skala dient dann zur Positionsbestimmung auf See.
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Sterne als Wegweiser: Navigieren mit dem Sextanten

In einer Welt, die von GPS und digitalen Seekarten dominiert wird, mag die Kunst der Astronavigation mit dem Sextanten antiquiert wirken. Doch für Seefahrer und Abenteuerlustige birgt diese traditionelle Methode eine einzigartige Faszination und Unabhängigkeit. Denn wer den Sextanten beherrscht, kann seine Position allein mit Hilfe der Gestirne bestimmen – und das ganz ohne Satelliten.

Der Blick durch den Spiegel: Winkelmessung am Firmament

Das Prinzip des Sextanten beruht auf der präzisen Winkelmessung zwischen einem Himmelskörper und dem Horizont. Doch wie funktioniert das in der Praxis?

Stellen Sie sich vor, Sie halten den Sextanten ans Auge und blicken durch den halbdurchlässigen Spiegel. Im Blickfeld sehen Sie den Horizont. Nun justieren Sie den beweglichen Indexspiegel so, dass das Abbild eines ausgewählten Gestirns – etwa der Sonne oder eines hellen Sterns – im Spiegel auf den Horizont trifft. Der Winkel, um den Sie den Indexspiegel verstellen mussten, entspricht exakt dem Winkelabstand zwischen Gestirn und Horizont.

Von Winkeln zu Koordinaten: Die hohe Kunst der Positionsbestimmung

Doch was nützt uns dieser Winkel? Um unsere Position auf See zu bestimmen, benötigen wir zwei Informationen: die geografische Breite und die geografische Länge.

Die Bestimmung der geografischen Breite gestaltet sich relativ einfach. Sie entspricht dem Winkelabstand eines Gestirns im Zenit, also seinem höchsten Punkt, vom Himmelsäquator. Diesen Winkel können wir mithilfe von Tabellen oder nautischen Jahrbüchern ermitteln, die die Position der Gestirne zu jedem Zeitpunkt angeben.

Die Bestimmung der geografischen Länge ist komplexer und erfordert präzise Zeitmessung. Hier kommt die sogenannte “Greenwich Mean Time” (GMT) ins Spiel. Anhand der GMT und dem Zeitpunkt, zu dem wir den Winkel zum Gestirn gemessen haben, können wir die Längendifferenz zu Greenwich berechnen.

Mehr als nur Nostalgie: Der Sextant im 21. Jahrhundert

Zugegeben, die Navigation mit dem Sextanten erfordert Übung, Geduld und ein gewisses mathematisches Verständnis. Doch die Faszination, die von dieser traditionellen Methode ausgeht, ist ungebrochen. Wer die Kunst der Astronavigation beherrscht, erwirbt nicht nur wertvolles Wissen, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Gesetze des Himmels und unsere Position im Universum.

Auch wenn GPS-Geräte heute aus der Schifffahrt nicht mehr wegzudenken sind, bietet der Sextant eine wertvolle Alternative – sei es als Backup-System im Notfall oder als Möglichkeit, die Kunst der Seefahrt in ihrer ursprünglichsten Form zu erleben.