Wieso gefriert warmes Wasser schneller als kaltes?

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Bei der rapid Abkühlung von heißem Wasser in eisiger Umgebung verdunstet ein beträchtlicher Teil und entzieht dem Rest Energie. Wenngleich das verbliebene Wasser schneller gefriert, entsteht dennoch weniger Eis als bei Verwendung von kaltem Wasser.

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Das Mpemba-Phänomen: Warum warmes Wasser unter Umständen schneller gefriert als kaltes

Die Frage, warum warmes Wasser unter Umständen schneller gefriert als kaltes, ist ein seit Jahrhunderten diskutiertes Phänomen, das als Mpemba-Phänomen bekannt ist. Es mag kontraintuitiv erscheinen, da man logischerweise annehmen würde, dass warmes Wasser erst auf die Temperatur des kalten Wassers abkühlen muss, bevor es gefrieren kann. Doch die Realität ist komplexer und die wissenschaftliche Erklärung bis heute nicht vollständig geklärt.

Was ist das Mpemba-Phänomen?

Das Mpemba-Phänomen beschreibt die Beobachtung, dass unter bestimmten Bedingungen warmes Wasser schneller gefrieren kann als kaltes. Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Phänomen nicht immer auftritt und von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Der tansanische Schüler Erasto Mpemba machte diese Beobachtung in den 1960er Jahren während des Eismachens in der Schule, was dem Phänomen seinen Namen gab.

Mögliche Erklärungen und Faktoren, die eine Rolle spielen:

Obwohl es keine einzige, allgemein akzeptierte Erklärung für das Mpemba-Phänomen gibt, existieren verschiedene Theorien, die plausibel erscheinen:

  • Konvektion: Warmes Wasser hat eine geringere Dichte als kaltes Wasser. Dies führt zu einer stärkeren Konvektion, d.h. einer schnelleren Zirkulation des Wassers im Behälter. Diese verstärkte Konvektion kann die Wärmeabgabe an die Umgebung beschleunigen.

  • Verdunstung: Wie Sie bereits erwähnt haben, verdunstet warmes Wasser schneller als kaltes. Die Verdunstung entzieht dem Wasser Energie und kann so den Kühlprozess beschleunigen. Allerdings bedeutet die Verdunstung auch, dass weniger Wasser letztendlich gefriert.

  • Superkühlung: Kaltes Wasser neigt eher zur Superkühlung, d.h. es kann unter den Gefrierpunkt abkühlen, ohne tatsächlich zu gefrieren. Warmes Wasser hingegen kann diesen Zustand weniger leicht erreichen, was bedeutet, dass es früher mit der Kristallisation beginnt, sobald der Gefrierpunkt erreicht ist.

  • Gelöste Gase: Warmes Wasser kann weniger gelöste Gase (wie Sauerstoff und Kohlendioxid) enthalten als kaltes Wasser. Diese Gase können die Bildung von Eiskristallen behindern, so dass das Wasser mit weniger gelösten Gasen schneller gefrieren kann.

  • Konzentration von gelösten Stoffen: Unterschiedliche Ausgangstemperaturen können zu unterschiedlichen Konzentrationen gelöster Stoffe im Wasser führen. Diese Konzentrationen können den Gefrierprozess beeinflussen.

  • Wasserstoffbrücken: Studien haben gezeigt, dass die Struktur der Wasserstoffbrücken im Wasser bei verschiedenen Temperaturen unterschiedlich ist. Diese Unterschiede in der Wasserstruktur könnten ebenfalls zum Mpemba-Phänomen beitragen.

Warum ist das Mpemba-Phänomen schwer zu reproduzieren?

Das Mpemba-Phänomen ist notorisch schwer zu reproduzieren. Das liegt daran, dass es von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, die schwer zu kontrollieren sind. Dazu gehören:

  • Anfangsbedingungen: Die Ausgangstemperatur des Wassers, die Form des Behälters, die Reinheit des Wassers und die Art des verwendeten Gefrierschranks spielen alle eine Rolle.
  • Umgebungsbedingungen: Die Temperatur und Luftfeuchtigkeit der Umgebung beeinflussen ebenfalls den Gefrierprozess.
  • Messgenauigkeit: Die genaue Messung der Wassertemperatur und der Gefrierzeit ist entscheidend, um das Mpemba-Phänomen zuverlässig nachzuweisen.

Fazit:

Das Mpemba-Phänomen ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie komplex die Physik des Wassers sein kann. Obwohl es noch keine abschließende Erklärung gibt, deutet die Forschung darauf hin, dass eine Kombination aus Konvektion, Verdunstung, Superkühlung, gelösten Gasen und der Struktur der Wasserstoffbrücken für das Phänomen verantwortlich sein könnte. Die Schwierigkeit, es zu reproduzieren, unterstreicht die Bedeutung sorgfältiger Experimente und präziser Messungen in der wissenschaftlichen Forschung.

Obwohl es nicht in jeder Situation eintritt, zeigt das Mpemba-Phänomen, dass die Welt der Physik voller Überraschungen steckt und dass selbst scheinbar einfache Phänomene noch Raum für Entdeckungen und neue Erkenntnisse bieten.