Wie viele brechen Pharmazie ab?

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Der hohe Anspruch des Pharmaziestudiums fordert seinen Tribut: Ein beträchtlicher Teil der Studierenden, etwa ein Drittel, scheidet vor dem Abschluss aus. Die Kombination aus immensem Lernpensum und komplexen Inhalten stellt eine erhebliche Hürde dar. Viele schaffen den Druck nicht.

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Pharmaziestudium: Zwischen Ideal und Realität – Warum so viele abbrechen

Das Pharmaziestudium gilt als anspruchsvoll und prestigeträchtig. Apothekerinnen und Apotheker spielen eine Schlüsselrolle in der Gesundheitsversorgung, beraten Patienten, stellen Medikamente her und gewährleisten deren sichere Anwendung. Doch der Weg dorthin ist steinig. Die Realität sieht oft anders aus als die anfängliche Begeisterung: Ein überraschend hoher Prozentsatz der Studierenden verlässt das Pharmaziestudium vorzeitig. Schätzungen zufolge bricht etwa ein Drittel der angehenden Pharmazeuten ihr Studium ab – eine Zahl, die zum Nachdenken anregen sollte.

Die Gründe für den Abbruch sind vielfältig und komplex:

  • Immenser Lernaufwand und hohe Stoffdichte: Das Pharmaziestudium ist geprägt von einem enormen Lernpensum. Studierende müssen sich ein breites Wissen in Bereichen wie Chemie, Biologie, Physik, Pharmazeutische Technologie, Pharmakologie und klinische Pharmazie aneignen. Diese Fülle an Informationen, oft verpackt in komplexen Zusammenhängen, kann überwältigend wirken. Die ständige Notwendigkeit, neues Wissen aufzunehmen und anzuwenden, erfordert ein hohes Maß an Disziplin und Ausdauer.

  • Hohe Erwartungen und Leistungsdruck: Viele Studierende starten mit idealisierten Vorstellungen ins Studium. Die Realität des anspruchsvollen Curriculums und der kontinuierlichen Leistungsnachweise kann jedoch schnell zu Frustration führen. Der Druck, konstant gute Leistungen zu erbringen, kann enorm sein und die psychische Gesundheit belasten.

  • Mangelnde Praxisbezug in den ersten Semestern: Gerade in den ersten Semestern liegt der Fokus oft stark auf theoretischen Grundlagen. Der Bezug zur späteren Berufspraxis erscheint vielen Studierenden noch weit entfernt. Dieser Mangel an unmittelbarer Relevanz kann die Motivation beeinträchtigen und zu Zweifeln an der Studienwahl führen.

  • Finanzielle Belastung: Das Pharmaziestudium kann, insbesondere wenn es außerhalb des Elternhauses absolviert wird, eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Neben Studiengebühren fallen Kosten für Lehrbücher, Laborausrüstung und eventuell Miete an. Diese finanzielle Belastung kann den Druck auf die Studierenden erhöhen und zum Abbruch beitragen, insbesondere wenn sie auf Nebenjobs angewiesen sind.

  • Fehlende Orientierung und Unterstützung: Viele Studierende fühlen sich in den ersten Semestern überfordert und alleingelassen. Fehlende Orientierungshilfen, unzureichende Betreuung durch Dozenten und mangelnde Möglichkeiten zum Austausch mit Kommilitonen können dazu führen, dass sie den Anschluss verlieren und sich entmutigt fühlen.

  • Persönliche Gründe: Neben den genannten studienbezogenen Faktoren spielen auch persönliche Gründe eine Rolle. Gesundheitliche Probleme, familiäre Verpflichtungen oder die Erkenntnis, dass das Studium nicht den eigenen Interessen und Fähigkeiten entspricht, können zum Abbruch führen.

Was kann getan werden, um die Abbruchquote zu senken?

Um die Abbruchquote im Pharmaziestudium zu senken, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich:

  • Frühzeitige und realistische Studieninformation: Studieninteressierte sollten umfassend und realistisch über die Anforderungen und Herausforderungen des Pharmaziestudiums informiert werden. Dies kann durch Informationsveranstaltungen, Schnupperstudienangebote und den Kontakt zu Studierenden und Absolventen erfolgen.

  • Verbesserung der Betreuung und Unterstützung: Die Hochschulen sollten die Studierenden in den ersten Semestern besser betreuen und unterstützen. Dies kann durch Mentorenprogramme, Tutorien und eine engere Zusammenarbeit zwischen Dozenten und Studierenden erreicht werden.

  • Praxisorientierung von Anfang an: Der Lehrplan sollte stärker auf die spätere Berufspraxis ausgerichtet werden. Dies kann durch frühzeitige Praktika, Fallstudien und den Einbezug von Apothekern und Pharmazeuten in den Unterricht erfolgen.

  • Förderung der psychischen Gesundheit: Die Hochschulen sollten Angebote zur Förderung der psychischen Gesundheit der Studierenden schaffen, um dem Leistungsdruck und den Belastungen des Studiums entgegenzuwirken.

  • Flexiblere Studienmodelle: Die Einführung flexiblerer Studienmodelle, die den individuellen Bedürfnissen der Studierenden besser gerecht werden, könnte ebenfalls dazu beitragen, die Abbruchquote zu senken.

Das Pharmaziestudium ist und bleibt eine Herausforderung. Doch durch eine verbesserte Studienvorbereitung, umfassende Betreuung und einen stärkeren Praxisbezug kann es gelingen, mehr Studierende erfolgreich durch das Studium zu begleiten und somit den Bedarf an qualifizierten Apothekerinnen und Apothekern langfristig zu sichern.