Kann man Hormone im Blut nachweisen?

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Neben den klassischen Geschlechtshormonen wie Östradiol und Testosteron umfasst der Bluttest auch deren Vorstufen und den freien Testosteronindex. Zusätzlich wird häufig der AMH-Wert gemessen, der unabhängig vom Menstruationszyklus den Hormonstatus widerspiegelt.
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Hormonstatus im Blut: Was lässt sich wirklich nachweisen?

Die Analyse des Blutes auf Hormone liefert wertvolle Informationen über den Hormonhaushalt des Körpers und kann bei der Diagnose verschiedener Erkrankungen hilfreich sein. Während viele Menschen von Bluttests auf “Hormone” sprechen, ist die Komplexität der Untersuchung weit größer als ein einfacher Ja/Nein-Befund. Die Aussagekraft hängt stark von der Fragestellung, der Auswahl der zu bestimmenden Hormone und dem Zeitpunkt der Blutentnahme ab.

Klassischerweise werden im Blut die Geschlechtshormone analysiert. Dabei stehen Östradiol (bei Frauen) und Testosteron (bei Männern) im Mittelpunkt. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass diese Hormone nicht allein für das Verständnis des Hormonstatus ausreichen. Der Bluttest umfasst in der Regel auch die Vorstufen dieser Hormone. So wird beispielsweise bei der Untersuchung des Testosterons auch das Dehydroepiandrosteron (DHEA-S) mitbestimmt, eine wichtige Vorstufe des Testosterons, deren Spiegel Auskunft über die Aktivität der Nebennierenrinde geben kann. Auch der freie Testosteronindex (FTI) wird oft berechnet. Dieser berücksichtigt die Bindung des Testosterons an Proteine im Blut und liefert ein genaueres Bild des tatsächlich im Körper verfügbaren, biologisch aktiven Testosterons.

Neben den klassischen Geschlechtshormonen gewinnt die Bestimmung weiterer Hormone zunehmend an Bedeutung. Ein prominentes Beispiel ist das Anti-Müller-Hormon (AMH). Im Gegensatz zu anderen Hormonen, deren Spiegel im Laufe des Menstruationszyklus stark schwanken, bleibt der AMH-Wert zyklusunabhängig relativ konstant. Er gilt als wichtiger Marker für die Eizellreserve bei Frauen und findet daher Anwendung in der Kinderwunschbehandlung. Die Messung des AMH-Wertes erlaubt eine Einschätzung der Fruchtbarkeitspotenziale, unabhängig vom aktuellen Zyklusstadium.

Jedoch ist die Aussagekraft eines Bluttests auf Hormone immer im Kontext zu betrachten. Ein einzelner Wert allein sagt wenig aus. Die Interpretation der Ergebnisse erfordert die Berücksichtigung verschiedener Faktoren, darunter Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen und die klinische Symptomatik des Patienten. Auch die Tageszeit der Blutentnahme kann die Messergebnisse beeinflussen, da die Hormonspiegel im Laufe des Tages schwanken können. Zusätzliche Untersuchungen, wie z.B. Bildgebungsverfahren oder weitere Laboruntersuchungen, können notwendig sein, um ein umfassendes Bild des Hormonstatus zu erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ja, Hormone lassen sich im Blut nachweisen. Die Analyse ist jedoch komplex und erfordert eine gezielte Auswahl der zu bestimmenden Hormone sowie eine fachkundige Interpretation der Ergebnisse durch einen Arzt. Ein einfacher Bluttest auf “Hormone” existiert nicht, sondern die Untersuchung wird immer auf die individuelle Fragestellung und den Verdacht einer bestimmten Erkrankung abgestimmt.