Kann man Testosteron im Blut feststellen?

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Für eine zuverlässige Testosteron-Messung ist eine Blutabnahme am Morgen ideal, da der Spiegel im Tagesverlauf schwankt. Im Blut liegt Testosteron hauptsächlich (etwa 97%) gebunden an Proteine vor. Lediglich ein kleiner Anteil von rund 3% zirkuliert als freies, bioverfügbares Testosteron und ist somit direkt wirksam.

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Testosteron im Blut: Nachweis, Bedeutung und Herausforderungen

Testosteron, das wichtigste männliche Geschlechtshormon, spielt eine entscheidende Rolle für die Entwicklung und Aufrechterhaltung der männlichen Geschlechtsmerkmale, aber auch für die Libido, Muskelmasse, Knochenstärke und das allgemeine Wohlbefinden bei beiden Geschlechtern. Seine Bestimmung im Blut ist daher ein wichtiger Bestandteil verschiedener medizinischer Untersuchungen. Doch die Messung von Testosteron ist komplexer als man zunächst annehmen könnte.

Die Methode: Blutentnahme und Laboranalyse

Der Nachweis von Testosteron erfolgt durch eine Blutentnahme, die idealerweise morgens durchgeführt wird. Der Grund hierfür liegt in der zirkadianen Rhythmik des Hormons: Die Testosteronkonzentration im Blut schwankt im Tagesverlauf und erreicht morgens ihren höchsten Wert. Eine zu anderen Tageszeiten entnommene Probe kann daher zu ungenauen Ergebnissen führen.

Das Blutserum wird anschließend im Labor analysiert. Dabei wird die Gesamt-Testosteronkonzentration bestimmt. Dies beinhaltet sowohl das an Proteine gebundene als auch das freie Testosteron. Etwa 97% des Testosterons im Blut sind an Transportproteine wie Sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) und Albumin gebunden. Nur die verbleibenden 3% zirkulieren als freies Testosteron, welches biologisch aktiv ist und an den Zielzellen seine Wirkung entfaltet.

Die Herausforderung: Freies vs. Gesamt-Testosteron

Die Messung des Gesamt-Testosterons ist zwar einfach durchzuführen, liefert aber nur ein unvollständiges Bild. Denn die Konzentration an freiem Testosteron, dem tatsächlich wirksamen Anteil, ist abhängig von verschiedenen Faktoren wie Alter, Gewicht, Ernährung und der Konzentration der bindenden Proteine. Änderungen in der Konzentration dieser Proteine können die Gesamt-Testosteronwerte beeinflussen, ohne dass sich die Konzentration des freien Testosterons verändert. Daher ist die Bestimmung des freien Testosterons für eine genauere Beurteilung oft sinnvoller, ist aber auch aufwendiger und teurer.

Interpretation der Ergebnisse: Mehr als nur ein Zahlenwert

Ein isolierter Testosteronwert allein sagt wenig aus. Die Interpretation der Ergebnisse erfordert die Berücksichtigung weiterer Faktoren wie Alter, Geschlecht, Symptome des Patienten und mögliche Begleiterkrankungen. Ein niedriger Testosteronspiegel kann beispielsweise auf verschiedene Erkrankungen hinweisen, wie beispielsweise eine Hypogonadismus (Unterfunktion der Hoden). Ein erhöhter Spiegel kann hingegen auf verschiedene Ursachen wie Tumore oder die Einnahme von anabolen Steroiden hinweisen.

Zusammenfassend:

Die Bestimmung von Testosteron im Blut ist eine wichtige diagnostische Methode, die jedoch mit Bedacht interpretiert werden muss. Die Berücksichtigung des Zeitpunktes der Blutabnahme, die Unterscheidung zwischen freiem und gebundenem Testosteron und die Einbeziehung weiterer klinischer Informationen sind essenziell für eine zuverlässige Beurteilung des Testosteronstatus. Ein Arzt kann anhand des Gesamtbildes eine fundierte Diagnose stellen und gegebenenfalls eine entsprechende Therapie einleiten.