Wann kommt eine Leiche an die Wasseroberfläche?

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Die Zeit bis zum Auftauchen einer Leiche im Wasser ist stark von der Wassertemperatur abhängig. Kühle Temperaturen verzögern die gasbildende Fäulnis, wodurch der Auftrieb sich verzögert und der Körper unter Umständen monatelang untergetaucht bleibt. Eine zerstörte Leiche mag hingegen gar nicht mehr an die Oberfläche gelangen.

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Wann taucht eine Leiche auf? Die komplexen Faktoren des postmortalen Auftriebs

Die Frage, wann eine Leiche nach dem Ertrinken oder Eintauchen ins Wasser an die Oberfläche steigt, lässt sich nicht mit einer einfachen Formel beantworten. Vielmehr handelt es sich um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen und zu einer erheblichen Variabilität der Auftriebszeit führen. Die landläufige Annahme, dass ein Körper innerhalb weniger Tage auftaucht, ist stark vereinfacht und oft falsch.

Der wichtigste Faktor ist die Wassertemperatur. In kalten Gewässern (< 10°C) verläuft die Fäulnis deutlich langsamer. Die für den Auftrieb verantwortliche Gasbildung durch bakterielle Zersetzungsprozesse (hauptsächlich die Bildung von Fäulnisgasen wie Methan und Schwefelwasserstoff) wird erheblich verlangsamt. Dies kann dazu führen, dass eine Leiche mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre untergetaucht bleibt. In wärmeren Gewässern hingegen beschleunigt sich die Fäulnis, und der Körper steigt deutlich schneller auf – innerhalb weniger Tage bis Wochen.

Neben der Temperatur spielen weitere Faktoren eine entscheidende Rolle:

  • Die Beschaffenheit des Wassers: Salzwasser hat einen höheren Auftrieb als Süßwasser. In Salzwasser kann eine Leiche daher schneller an die Oberfläche gelangen. Die Wassertiefe beeinflusst ebenfalls die Zeit bis zum Auftauchen, da der Druckunterschied mit zunehmender Tiefe die Gasbildung beeinflussen kann.
  • Die Bekleidung und Ausrüstung des Verstorbenen: Schwimmhilfen, Kleidung und Gegenstände, die den Körper umhüllen, können den Auftrieb verzögern oder sogar verhindern. Schweres, wasserdichtes Material kann den Körper am Absinken hindern.
  • Der Zustand des Körpers: Eine stark beschädigte oder zerstörte Leiche, beispielsweise durch die Fauna im Wasser oder durch starke Strömungen, kann ihren Auftrieb verlieren und möglicherweise gar nicht mehr an die Oberfläche gelangen. Die Zersetzung kann so weit fortgeschritten sein, dass die Gasbildung unzureichend oder gar nicht mehr stattfindet. Auch die individuellen Körperzusammensetzung und das Gewicht spielen eine Rolle.
  • Die Wasserströmung: Starke Strömungen können den Körper über weite Strecken transportieren und das Auftauchen beeinflussen. Sie können den Auftriebsprozess sowohl beschleunigen als auch verlangsamen oder den Körper an Hindernissen festhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zeit bis zum Auftauchen einer Leiche im Wasser extrem variabel ist und von einer Vielzahl interagierender Faktoren abhängt. Eine präzise Vorhersage ist daher unmöglich. Die Annahme, dass eine Leiche innerhalb weniger Tage auftaucht, ist eine grobe Vereinfachung und sollte nicht als verlässliche Grundlage für Ermittlungen verwendet werden. Die Arbeit von Suchmannschaften und Tauchern erfordert deshalb ein hohes Maß an Erfahrung und Wissen über die komplexen postmortalen Prozesse.