Warum bauen Frauen Alkohol langsamer ab als Männer?

11 Sicht
Frauen verstoffwechseln Alkohol aufgrund ihres geringeren Körperwasseranteils langsamer als Männer. Dies führt bei gleicher Alkoholdosis zu einer höheren Blutalkoholkonzentration. Der Stoffwechselprozess selbst spielt ebenfalls eine Rolle.
Kommentar 0 mag

Warum bauen Frauen Alkohol langsamer ab als Männer? Ein komplexes Zusammenspiel von Faktoren

Der Glaube, dass Frauen Alkohol langsamer abbauen als Männer, ist weit verbreitet und im Kern richtig, wenngleich die dahinterliegenden Mechanismen komplexer sind als oft angenommen. Es ist nicht einfach eine Frage von “mehr Alkohol = längerer Abbau”, sondern ein Zusammenspiel verschiedener biologischer Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Vereinfachte Erklärungen greifen zu kurz und können zu gefährlichem Fehlverhalten führen.

Ein zentraler Faktor ist der unterschiedliche Körperwasseranteil. Frauen haben im Durchschnitt einen geringeren Körperwasseranteil als Männer, bei gleichem Körpergewicht. Alkohol verteilt sich im Körper primär im Wasser. Konsequenz: Bei gleicher Alkoholdosis erreicht der Alkohol bei Frauen eine höhere Konzentration im Blut, da er auf ein kleineres Flüssigkeitsvolumen verteilt wird. Diese höhere Blutalkoholkonzentration (BAK) führt zu einer stärkeren Wirkung und einem scheinbar langsameren Abbau, obwohl der Abbauprozess selbst – also die Geschwindigkeit, mit der der Körper Alkohol pro Zeiteinheit umwandelt – nicht unbedingt langsamer ist.

Der Stoffwechselprozess an sich ist ebenfalls geschlechtsspezifisch beeinflusst. Das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH), das im Magen und in der Leber den ersten Schritt des Alkoholabbaues katalysiert, ist bei Frauen in geringerer Menge vorhanden. Dieser Unterschied ist genetisch bedingt und variiert natürlich auch innerhalb der weiblichen Bevölkerung. Hinzu kommt, dass das Enzym Aldehyddehydrogenase (ALDH), welches das toxische Zwischenprodukt Acetaldehyd weiter abbaut, bei Frauen teilweise weniger aktiv ist. Ein langsamerer Abbau des Acetaldehyds kann zu verstärkten Symptomen wie Übelkeit und Kopfschmerzen beitragen und den Eindruck eines langsameren Alkoholabbaues verstärken.

Zusätzlich spielen Hormone eine Rolle. Der Östrogenspiegel beeinflusst den Alkoholabbau, wobei die genaue Wirkungsweise noch Gegenstand der Forschung ist. Es wird angenommen, dass Östrogen die Aktivität einiger Enzyme im Alkoholabbau beeinflussen kann und somit indirekt den Abbauprozess beeinflusst. Auch der Menstruationszyklus könnte eine Rolle spielen, obwohl dies noch nicht abschließend geklärt ist.

Fazit: Frauen bauen Alkohol nicht unbedingt langsamer ab, sondern erreichen bei gleicher Menge eine höhere BAK, was zu einer intensiveren und länger anhaltenden Wirkung führt. Dieser Unterschied resultiert aus dem geringeren Körperwasseranteil, einer geringeren Aktivität bestimmter Enzyme und hormonellen Einflüssen. Es ist wichtig, dieses Wissen nicht zu verharmlosen, sondern als Grundlage für verantwortungsvollen Alkoholkonsum zu nutzen. Frauen sollten sich ihrer höheren Anfälligkeit für die Auswirkungen von Alkohol bewusst sein und entsprechend vorsichtig mit dem Konsum umgehen. Übermäßiger Alkoholkonsum ist für Frauen genauso schädlich wie für Männer, wenn nicht sogar noch schädlicher aufgrund der genannten biologischen Faktoren.