Warum haben wir nach dem Trinken ein schlechtes Gewissen?

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Nach Alkoholkonsum kann man Schuldgefühle verspüren, da Alkohol als Beruhigungsmittel zunächst entspannt, aber nach Abklingen der Wirkung Ängste und ein negatives Selbstwertgefühl verstärken kann.

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Der Kater danach: Warum Alkohol Schuldgefühle auslösen kann

Ein feuchtfröhlicher Abend mit Freunden, ein entspanntes Glas Wein nach der Arbeit – Alkohol ist in unserer Gesellschaft fest verankert. Doch am nächsten Morgen, neben dem Brummschädel, lauert oft ein ungebetener Gast: das schlechte Gewissen. Warum plagen uns nach dem Alkoholkonsum so oft Schuldgefühle, obwohl wir doch eigentlich nur Spaß haben wollten?

Die Ursachen sind vielschichtig und reichen von physiologischen Auswirkungen des Alkohols bis hin zu psychologischen und sozialen Faktoren.

Alkohol enthemmt – und das kann Konsequenzen haben:

Alkohol senkt unsere Hemmschwelle und beeinflusst unser Urteilsvermögen. In diesem Zustand handeln wir oft impulsiver und sagen oder tun Dinge, die wir nüchtern bereuen. Peinliche Situationen, ungewollte Offenbarungen oder gar Konflikte können die Folge sein. Das Gedächtnis spielt uns zusätzlich einen Streich: Erinnerungslücken verstärken die Unsicherheit und das nagende Gefühl, etwas Falsches getan zu haben.

Die biochemische Achterbahnfahrt:

Alkohol wirkt zunächst entspannend und angstlösend, da er die Aktivität des Neurotransmitters GABA erhöht. Doch dieser Effekt ist trügerisch. Während der Körper den Alkohol abbaut, kommt es zu einem Ungleichgewicht im Neurotransmitterhaushalt. Der Serotoninspiegel, der für unser Wohlbefinden zuständig ist, sinkt. Die Folge: Ängste, depressive Verstimmungen und ein negatives Selbstbild werden verstärkt. Dieser “emotionale Kater” begünstigt das Auftreten von Schuldgefühlen.

Die Rolle der Persönlichkeit und der individuellen Geschichte:

Nicht jeder reagiert gleich auf Alkohol. Menschen mit einem ohnehin niedrigen Selbstwertgefühl, Ängsten oder Depressionen sind besonders anfällig für alkoholbedingte Schuldgefühle. Auch frühere negative Erfahrungen, insbesondere im Zusammenhang mit Alkohol, können die Intensität der Schuldgefühle verstärken.

Gesellschaftliche Normen und Erwartungen:

Unsere Gesellschaft hat eine ambivalente Beziehung zu Alkohol. Einerseits ist er ein gesellschaftlich akzeptiertes Genussmittel, andererseits werden übermäßiger Konsum und damit verbundene Verhaltensweisen oft negativ bewertet. Diese gesellschaftlichen Normen und Erwartungen können das eigene Schuldgefühl zusätzlich verstärken.

Was hilft gegen den Schuld-Kater?

  • Reflektieren: Versuchen Sie, die Situation objektiv zu betrachten. Haben Sie tatsächlich etwas Schlimmes getan oder übertreiben Sie die Situation aufgrund des emotionalen Katers?
  • Entschuldigen: Falls Sie jemanden verletzt oder beleidigt haben, entschuldigen Sie sich aufrichtig.
  • Verantwortung übernehmen: Stehen Sie zu Ihren Handlungen, auch wenn sie Ihnen unangenehm sind. Das hilft, die Situation zu verarbeiten und zukünftige Fehler zu vermeiden.
  • Achtsamer Umgang mit Alkohol: Reflektieren Sie Ihr Trinkverhalten und überlegen Sie, ob Sie Ihren Konsum reduzieren möchten.

Schuldgefühle nach Alkoholkonsum sind ein weit verbreitetes Phänomen. Indem wir die Ursachen verstehen und achtsam mit Alkohol umgehen, können wir diesen unangenehmen Begleiterscheinungen vorbeugen und einen gesünderen Umgang mit Genussmitteln pflegen.