Was bedeutet es, wenn die Urinmenge erhöht ist?

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Polyurie bezeichnet eine erhöhte Urinausscheidung von über drei Litern pro Tag. Sie kann auf übermäßigen Flüssigkeitskonsum oder harntreibende Getränke wie Kaffee oder Alkohol zurückzuführen sein. Ist dies nicht der Fall, sind weitere Untersuchungen zur Abklärung anderer Ursachen erforderlich.

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Polyurie: Wenn der Körper zu viel Wasser ausscheidet

Eine erhöhte Urinmenge, medizinisch als Polyurie bezeichnet, ist ein Symptom, das auf verschiedene zugrunde liegende Erkrankungen hinweisen kann. Während ein gelegentliches vermehrtes Wasserlassen unbedenklich sein kann, sollte eine anhaltende Ausscheidung von mehr als drei Litern Urin pro Tag ärztlich abgeklärt werden. Einfach gesagt: Polyurie bedeutet, dass der Körper deutlich mehr Flüssigkeit über die Nieren ausscheidet als üblich.

Ursachen für Polyurie:

Die Ursachen für Polyurie sind vielfältig und reichen von harmlosen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen. Eine grobe Einteilung kann nach dem zugrundeliegenden Mechanismus erfolgen:

  • Osmotische Diurese: Hierbei wird dem Körper eine große Menge an osmotisch wirksamen Substanzen zugeführt, die die Nieren dazu zwingen, mehr Wasser auszuscheiden, um diese Substanzen zu verdünnen. Beispiele hierfür sind:

    • Übermäßiger Zuckerkonsum (Diabetes mellitus): Ungerührt verbleibender Zucker im Blut erhöht den osmotischen Druck und führt zu vermehrter Wasserausscheidung. Dies ist ein klassisches Symptom des Diabetes mellitus.
    • Übermäßiger Alkoholkonsum: Alkohol hemmt die Ausschüttung des antidiuretischen Hormons (ADH), was zu vermehrter Urinproduktion führt.
    • Mannitol-Infusion (Medikament): Dieses Medikament wird in der Medizin eingesetzt und hat eine osmotische Wirkung.
    • Niereninsuffizienz (in späteren Stadien): Die geschädigten Nieren können nicht mehr effektiv Wasser zurückresorbieren.
  • Wasserdiurese: In diesem Fall wird die vermehrte Urinproduktion durch eine Störung der Wasserrückresorption in den Nieren verursacht. Dies kann bedingt sein durch:

    • Diabetes insipidus (zentraler oder nephrogener): Hierbei liegt ein Mangel oder eine Resistenz gegenüber dem antidiuretischen Hormon (ADH) vor. Der zentrale Diabetes insipidus resultiert aus einer Störung in der Hypophyse, der nephrogene Diabetes insipidus aus einer Niereninsuffizienz.
    • Medikamenteneinnahme (z.B. Diuretika): Viele Medikamente, insbesondere harntreibende Mittel, fördern die Wasserausscheidung. Dies ist oft beabsichtigt, zum Beispiel bei der Behandlung von Bluthochdruck oder Herzschwäche.
  • Andere Ursachen: Zusätzlich zu den oben genannten Faktoren können auch andere Erkrankungen zu Polyurie beitragen, wie beispielsweise:

    • Polyzystische Nierenerkrankung: Eine genetisch bedingte Erkrankung, die zu vergrößerten und zystischen Nieren führt.
    • Chronische Niereninsuffizienz: Im Verlauf einer chronischen Nierenerkrankung kann die Fähigkeit der Nieren, Wasser zu resorbieren, stark beeinträchtigt werden.
    • Psychogene Polydipsie: Eine psychische Störung, bei der Betroffene einen übermäßigen Durst verspüren und dementsprechend große Mengen Flüssigkeit zu sich nehmen.

Wann zum Arzt?

Eine anhaltende Polyurie sollte immer ärztlich abgeklärt werden, insbesondere wenn sie mit folgenden Symptomen einhergeht:

  • Starker Durst (Polydipsie)
  • Unerklärter Gewichtsverlust
  • Müdigkeit und Schwäche
  • Häufiges nächtliches Wasserlassen (Nyktururie)

Die Diagnose erfolgt durch eine Anamnese, körperliche Untersuchung, Blut- und Urinuntersuchungen sowie gegebenenfalls weitere bildgebende Verfahren. Die Behandlung richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Polyurie ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Symptom, das auf verschiedene, zum Teil schwerwiegende Erkrankungen hindeuten kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind essentiell, um Komplikationen zu vermeiden. Zögern Sie nicht, einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie eine anhaltende erhöhte Urinmenge bemerken.