Was bedeutet es, wenn man dickes Blut hat?

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Verdicktes Blut birgt ernsthafte Gesundheitsrisiken, da es die Wahrscheinlichkeit von Blutgerinnseln, Schlaganfällen und Herzinfarkten erhöht. Besonders riskant ist die künstliche Erhöhung des Hämatokrits, wie sie durch EPO-Doping im Sport vorkommt. Dieses Vorgehen, bei dem die Bildung roter Blutkörperchen gesteigert wird, kann fatale Folgen haben.

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Dickes Blut: Ein komplexes Thema mit schwerwiegenden Folgen

Der Begriff “dickes Blut” ist im umgangssprachlichen Gebrauch weit verbreitet, medizinisch jedoch ungenau. Er beschreibt in der Regel eine erhöhte Viskosität des Blutes, also seine Zähigkeit. Diese erhöhte Zähigkeit kann verschiedene Ursachen haben und birgt erhebliche gesundheitliche Risiken. Es ist daher wichtig, zwischen verschiedenen Aspekten zu unterscheiden, um die Bedeutung des Begriffs und seine Konsequenzen richtig einzuschätzen.

Was bedeutet “dickes Blut” medizinisch?

Medizinisch betrachtet, bezieht sich “dickes Blut” nicht auf die Dicke des Blutes im eigentlichen Sinne, sondern auf seine Fließfähigkeit. Ein wichtiger Faktor ist die Blutviskosität, die von verschiedenen Parametern beeinflusst wird:

  • Hämatokrit: Der Hämatokrit beschreibt den Anteil der roten Blutkörperchen am Gesamtblutvolumen. Ein erhöhter Hämatokrit führt zu einem dickflüssigeren Blut. Dies kann beispielsweise durch Polyzythämie (erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen) bedingt sein.
  • Plasmaviskosität: Die Viskosität des Blutplasmas, der flüssigen Blutkomponente, spielt ebenfalls eine Rolle. Sie kann durch eine erhöhte Konzentration von Proteinen, wie z.B. Immunglobulinen, beeinflusst werden.
  • Blutzellenaggregation: Die Neigung der Blutzellen, sich zusammenzukleben (Aggregation), erhöht ebenfalls die Blutviskosität.

Ursachen für vermehrte Blutviskosität:

Die Ursachen für ein “dickes Blut” sind vielfältig und reichen von harmlosen bis hin zu lebensbedrohlichen Erkrankungen:

  • Dehydration: Ein Mangel an Flüssigkeit im Körper führt zur Konzentration des Blutes und damit zu einer erhöhten Viskosität.
  • Polyzythämie vera: Eine chronische Erkrankung des Knochenmarks, die zu einer Überproduktion roter Blutkörperchen führt.
  • Sekundäre Polyzythämie: Eine erhöhte rote Blutkörperchenzahl als Reaktion auf andere Erkrankungen (z.B. chronische Lungenerkrankungen, Schlafapnoe).
  • Erhöhte Plasmaproteinspiegel: Dies kann durch verschiedene Erkrankungen, wie z.B. multiple Myelome oder entzündliche Prozesse, verursacht werden.
  • Genetische Faktoren: Seltene genetische Störungen können die Blutviskosität beeinflussen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können die Blutviskosität erhöhen.

Folgen und Risiken:

Eine erhöhte Blutviskosität erhöht das Risiko für verschiedene schwerwiegende Erkrankungen, darunter:

  • Thrombosen: Die Bildung von Blutgerinnseln in den Blutgefäßen, die zu Gefäßverschlüssen führen können. Dies kann zu Lungenembolien (Blutgerinnsel in der Lunge), Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Dickes Blut belastet das Herz und erhöht den Blutdruck.
  • Schlaganfälle: Durch die Behinderung des Blutflusses zum Gehirn.
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheiten (pAVK): Durch die Verminderung der Durchblutung in den Extremitäten.
  • Retinopathien: Schädigungen der Netzhaut durch unzureichende Durchblutung.

Diagnose und Therapie:

Die Diagnose einer erhöhten Blutviskosität erfolgt durch die Bestimmung des Hämatokrits, der Plasmaviskosität und weiterer Blutuntersuchungen. Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache und kann medikamentös (z.B. Blutverdünner) oder chirurgisch erfolgen. In einigen Fällen ist eine regelmäßige Kontrolle und Lebensstiländerung (z.B. ausreichend Flüssigkeitszufuhr) ausreichend.

Der besondere Fall EPO-Doping:

Die künstliche Erhöhung des Hämatokrits durch Erythropoetin (EPO)-Doping stellt ein besonders gefährliches Beispiel für eine erhöhte Blutviskosität dar. Das dickflüssigere Blut erhöht das Risiko für lebensbedrohliche Thrombosen und andere Komplikationen erheblich.

Fazit:

“Dickes Blut” ist ein komplexes Thema, das verschiedene medizinische Ursachen und schwerwiegende Folgen haben kann. Eine frühzeitige Diagnose und die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung sind essentiell, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Bei Verdacht auf eine erhöhte Blutviskosität ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.