Was ist ein allergisch bedingter Herzinfarkt?

9 Sicht
Ein allergischer Herzinfarkt, auch Kounis-Syndrom genannt, entsteht durch eine allergische Reaktion, die zu einer Verengung der Herzkranzgefäße führt. Dies kann plötzliche, starke Schmerzen in der Brust verursachen.
Kommentar 0 mag

Der allergische Herzinfarkt: Wenn die Allergie das Herz trifft – das Kounis-Syndrom

Ein Herzinfarkt, gemeinhin als Folge von Arteriosklerose bekannt, kann auch durch eine unerwartete Ursache ausgelöst werden: eine allergische Reaktion. Dieses Phänomen, bekannt als Kounis-Syndrom, stellt eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Komplikation dar, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordert. Im Gegensatz zum klassischen Herzinfarkt, der durch die Verengung der Herzkranzgefäße aufgrund von Plaquebildung entsteht, wird beim Kounis-Syndrom die Gefäßverengung durch eine überschießende Immunantwort hervorgerufen.

Der Mechanismus: Die allergische Reaktion, ausgelöst durch diverse Allergene wie Nahrungsmittel (z.B. Nüsse, Meeresfrüchte), Medikamente, Insektenstiche oder Latex, führt zur Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsmediatoren. Diese Substanzen lösen eine massive Vasokonstriktion (Verengung der Blutgefäße) in den Herzkranzgefäßen aus. Die dadurch reduzierte Blutversorgung des Herzmuskels kann zu Ischämie (Sauerstoffmangel) und letztendlich zu einem Herzinfarkt führen. Im Unterschied zu einem klassischen Infarkt, der durch einen Thrombus (Blutgerinnsel) verursacht wird, ist die Gefäßverengung beim Kounis-Syndrom primär spastisch bedingt, also durch einen Krampf der Gefäßmuskulatur. Eine Thrombusbildung kann jedoch sekundär auftreten und die Situation verschlimmern.

Symptome: Das Kounis-Syndrom manifestiert sich oft mit den typischen Anzeichen eines Herzinfarkts:

  • Starke, drückende Schmerzen in der Brust, die in den linken Arm, Kiefer, Rücken oder Hals ausstrahlen können.
  • Kurzatmigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schweißausbrüche
  • Schwindel

Zusätzlich können Symptome der zugrundeliegenden allergischen Reaktion auftreten, wie z.B. Hautausschlag, Juckreiz, Anschwellen von Lippen, Zunge oder Gesicht (Angioödem), Atembeschwerden (Asthma) oder Hypotonie (Blutdruckabfall). Das Auftreten dieser zusätzlichen Symptome kann auf das Kounis-Syndrom hindeuten, wenngleich die Diagnose nicht allein darauf basiert.

Diagnose und Behandlung: Die Diagnose eines allergisch bedingten Herzinfarkts ist schwierig und erfordert eine sorgfältige Anamnese (Krankengeschichte), eine körperliche Untersuchung und zusätzliche diagnostische Verfahren wie ein Elektrokardiogramm (EKG), ein Herz-Enzymtest und gegebenenfalls eine Koronarangiographie. Eine detaillierte Erhebung möglicher Allergene in der Vorgeschichte ist essentiell.

Die Behandlung konzentriert sich auf die Linderung der allergischen Reaktion und die Wiederherstellung der Durchblutung des Herzens. Dies umfasst die Gabe von Antihistaminika, Kortikosteroiden, Beta-Blockern und gegebenenfalls Thrombozytenaggregationshemmern. In schweren Fällen kann eine Perkutane Koronarintervention (PCI) notwendig sein, um die verengten Herzkranzgefäße zu erweitern.

Prognose: Die Prognose des Kounis-Syndroms hängt von der Schwere der allergischen Reaktion und der rechtzeitigen Behandlung ab. Eine schnelle Diagnose und Intervention sind entscheidend, um lebensbedrohliche Komplikationen zu vermeiden. Nach der akuten Phase ist eine umfassende Allergieberatung unerlässlich, um zukünftige Reaktionen zu verhindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Eine sorgfältige Vermeidung des auslösenden Allergens ist von paramounter Bedeutung.

Zusammenfassend: Das Kounis-Syndrom verdeutlicht die komplexe Interaktion zwischen dem Immunsystem und dem kardiovaskulären System. Obwohl selten, ist es wichtig, dieses Krankheitsbild im Differentialdiagnostischen Prozess bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom zu berücksichtigen, insbesondere wenn allergische Symptome vorhanden sind. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind für die Verbesserung der Prognose unerlässlich.