Was ist ein Filmriss nach Alkohol?

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Der Filmriss, ein häufiges Phänomen nach übermäßigem Alkoholkonsum, ist nicht auf Zelltod im Gehirn zurückzuführen, sondern auf eine tiefgreifende Beeinträchtigung von Rezeptoren. Diese Störung verhindert die Bildung dauerhafter Erinnerungen, was zu einem Blackout führt.

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Der Filmriss: Kein Gedächtnisverlust durch Zelltod, sondern ein Rezeptorproblem

Der „Filmriss“ – im medizinischen Sprachgebrauch als alkoholbedingte Amnesie bezeichnet – ist ein weitverbreitetes, beunruhigendes Phänomen: Betroffene können sich nach exzessivem Alkoholkonsum an Teile oder die gesamte Zeitspanne des Trinkens nicht mehr erinnern. Im Gegensatz zu weitverbreiteten Missverständnissen liegt die Ursache jedoch nicht in einem neuronalen Zelltod, sondern in komplexeren Vorgängen im Gehirn, die die Gedächtnisbildung auf molekularer Ebene beeinträchtigen.

Die Schlüsselrolle spielt dabei die Interaktion von Alkohol mit verschiedenen Rezeptoren und Neurotransmittersystemen im Gehirn. Alkohol beeinflusst die Funktion von Glutamatrezeptoren, die für die Lern- und Gedächtnisprozesse essentiell sind. Glutamat ist ein erregender Neurotransmitter, der die Signalübertragung zwischen Nervenzellen verstärkt und damit die Bildung neuer synaptischer Verbindungen, die Grundlage des Langzeitgedächtnisses, ermöglicht. Alkohol hemmt die Aktivität der Glutamatrezeptoren, wodurch die Signalübertragung und folglich die Konsolidierung von Erinnerungen gestört wird.

Gleichzeitig beeinflusst Alkohol das System des Neurotransmitters GABA (Gamma-Aminobuttersäure), der eine hemmende Wirkung auf Nervenzellen ausübt. Alkohol verstärkt die GABA-Wirkung, was zu einer verstärkten neuronalen Hemmung führt. Diese doppelte Beeinträchtigung – Hemmung der erregenden Glutamat- und Verstärkung der hemmenden GABA-Wirkung – führt zu einem Ungleichgewicht im neuronalen System, das die Fähigkeit des Gehirns, neue Erinnerungen zu bilden und zu speichern, massiv beeinträchtigt.

Es ist wichtig zu betonen, dass ein Filmriss nicht zwangsläufig mit einer Schädigung von Gehirnzellen einhergeht. Der Blackout resultiert aus einer funktionellen Störung der neuronalen Netzwerke, die die Gedächtniskonsolidierung betreffen. Die betroffenen Erinnerungen sind nicht unwiederbringlich verloren, sondern lediglich nicht ausreichend konsolidiert, um später abgerufen werden zu können.

Die Schwere des Filmrisses hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Menge des konsumierten Alkohols, die Trinkgeschwindigkeit, das Geschlecht, die genetische Veranlagung und der individuelle Stoffwechsel. Regelmäßiger und exzessiver Alkoholkonsum erhöht das Risiko, häufiger Filmrisse zu erleiden, und kann langfristig zu neurologischen Schäden beitragen, die weit über die reversible Gedächtnisstörung hinausgehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein Filmriss ist kein Zeichen irreversibler Gehirnschädigung, sondern eine Folge einer komplexen Interaktion von Alkohol mit neuronalen Rezeptoren und Neurotransmittersystemen, die die Gedächtnisbildung nachhaltig beeinträchtigt. Prävention durch verantwortungsvollen Alkoholkonsum bleibt die effektivste Maßnahme, um dieses gefährliche und beunruhigende Phänomen zu vermeiden.