Was reichert sich beim Tauchen im Blut an?

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Tiefe Tauchgänge lösen erhöhte Stickstoffkonzentrationen im Blut aus. Der Umgebungsdruck zwingt das Inertgas in den Körper, wo es sich anreichert. Im Gegensatz zum Sauerstoff kann der Körper überschüssigen Stickstoff nicht verstoffwechseln, was Dekompressionskrankheiten begünstigt.

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Der unsichtbare Feind in der Tiefe: Stickstoffanreicherung beim Tauchen

Tiefseetauchen, ein faszinierendes Abenteuer in eine fremde Welt, birgt ein erhebliches Risiko: die Anreicherung von Stickstoff im Blut. Während die Schönheit der Unterwasserlandschaft den Taucher in ihren Bann zieht, lauert im Hintergrund ein unsichtbarer Feind, der bei unzureichender Vorsicht schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Dieser Feind ist das Inertgas Stickstoff, ein Bestandteil der Atemluft, dessen Verhalten unter erhöhtem Druck grundlegend anders ist als an der Oberfläche.

Im Gegensatz zu Sauerstoff, der vom Körper verstoffwechselt und benötigt wird, verhält sich Stickstoff unter Wasser wie ein passives Gas. Der zunehmende Wasserdruck mit zunehmender Tiefe zwingt das Stickstoffmolekül, sich in den Körperflüssigkeiten, darunter auch im Blut, zu lösen. Je tiefer der Taucher taucht, desto mehr Stickstoff wird vom Körper aufgenommen. Diese Anreicherung geschieht nach dem Henry’schen Gesetz: Die Menge an gelöstem Gas ist proportional zum Partialdruck des Gases. Mit zunehmendem Umgebungsdruck steigt also auch die Konzentration des Stickstoffs im Blut.

Diese Anreicherung an sich ist nicht direkt schädlich. Problematisch wird es jedoch beim Auftauchen. Sinkt der Umgebungsdruck, wird der im Körper gelöste Stickstoff wieder freigesetzt. Geschieht dies zu schnell, bildet sich Stickstoff in Form von kleinen Bläschen in den Geweben und im Blut. Diese Blasen können Gefäße verstopfen, Nervenbahnen reizen oder Gewebe schädigen. Die Folge können verschiedene Dekompressionskrankheiten sein, die von leichten Hautsymptomen (z.B. Juckreiz, Hautausschlag) bis hin zu lebensbedrohlichen neurologischen Störungen (z.B. Lähmungen, Bewusstseinsverlust) reichen. Auch die sogenannte “High Pressure Nervous Syndrome” (HPNS), die bei sehr tiefen Tauchgängen auftreten kann, wird mit der Stickstoffanreicherung in Verbindung gebracht und äußert sich in Tremor, Übelkeit und neurologischen Beeinträchtigungen.

Um die Risiken zu minimieren, sind kontrollierte Aufstiegsprofile entscheidend. Langsame, geplante Aufstiege geben dem Körper ausreichend Zeit, den überschüssigen Stickstoff über die Lunge auszuscheiden. Dekompressionsstopps in bestimmten Tiefen helfen, die Blasenbildung zu reduzieren. Die Dauer und Tiefe der Dekompressionsstopps werden anhand von Dekompressionstabellen oder -computern berechnet, die Faktoren wie Tauchtiefe, -dauer und den verwendeten Atemgas-Mix berücksichtigen. Auch die Wahl des Atemgases spielt eine Rolle: Sogenannte “Trimix”-Gemische, die neben Sauerstoff und Stickstoff auch Helium enthalten, reduzieren die Stickstoffanreicherung, da Helium unter Druck weniger löslich ist als Stickstoff.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Anreicherung von Stickstoff im Blut ein wesentliches Risiko beim Tauchen darstellt. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der Tauchtiefe, kontrollierte Aufstiege und die Anwendung geeigneter Dekompressionsverfahren sind unerlässlich, um die Gesundheit des Tauchers zu schützen und die Gefahren der Stickstoffnarkose und Dekompressionskrankheiten zu vermeiden. Fundierte Tauchausbildung und die strikte Befolgung der Sicherheitsrichtlinien sind daher von höchster Bedeutung.