Welche Pflegestufe bei Herzinsuffizienz?

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Im terminalen Stadium der Herzinsuffizienz (NYHA IV/AHA D) ist eine umfassende Betreuung unumgänglich. Patienten in dieser Phase erfüllen in der Regel die Kriterien für einen hohen Pflegegrad (4 oder 5), da ihr Unterstützungsbedarf im Alltag erheblich ist.

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Welche Pflegestufe bei Herzinsuffizienz? Ein komplexes Bild

Herzinsuffizienz (HI) ist eine weit verbreitete und schwerwiegende Erkrankung, deren Schweregrad stark variiert. Die benötigte Pflegeintensität und damit die Zuordnung zu einer bestimmten Pflegestufe hängt daher nicht allein von der Diagnose “Herzinsuffizienz”, sondern von der individuellen Ausprägung der Erkrankung und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen des Alltags ab. Ein pauschales Urteil ist somit unmöglich.

Die New York Heart Association (NYHA)-Klassifizierung und die American Heart Association (AHA)-Klassifizierung bieten zwar Orientierungspunkte, liefern aber keine direkte Aussage zur Pflegestufe. Diese Klassifizierungen beschreiben die funktionellen Einschränkungen, die der Patient durch die HI erfährt. Ein Patient mit NYHA IV/AHA D (terminale Herzinsuffizienz) benötigt zwar zweifellos umfangreiche Hilfe, doch selbst innerhalb dieser schweren Stufe gibt es erhebliche Unterschiede im individuellen Unterstützungsbedarf.

Faktoren, die die Pflegestufe beeinflussen:

  • Ausprägung der Symptome: Wie stark sind Kurzatmigkeit, Ödeme, Müdigkeit und andere Symptome ausgeprägt? Beeinträchtigen sie die Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) wie Waschen, Anziehen, Essen oder Toilettengang?
  • Medikation: Eine komplexe Medikation mit mehreren Einnahmen täglich kann die Selbstständigkeit beeinträchtigen, besonders bei kognitiven Einschränkungen.
  • Mobilität: Ist der Patient bettlägerig, gehbehindert oder noch mobil, aber stark eingeschränkt? Benötigt er Hilfsmittel wie Rollator oder Rollstuhl?
  • Kognitive Fähigkeiten: Bestehen kognitive Einschränkungen wie Vergesslichkeit oder Orientierungsstörungen? Dies erschwert die Selbstversorgung und erfordert zusätzliche Unterstützung.
  • Komorbiditäten: Bestehen weitere Erkrankungen wie z.B. Diabetes, Demenz oder chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die den Pflegebedarf zusätzlich erhöhen?
  • Soziale Unterstützung: Lebt der Patient alleine oder in einer unterstützenden Umgebung mit Angehörigen? Die vorhandene soziale Unterstützung kann den Bedarf an professioneller Pflege reduzieren.

Der Weg zur Feststellung der Pflegestufe:

Die Zuordnung zu einer Pflegestufe erfolgt durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK). Dieser bewertet anhand eines ausführlichen Gutachtens den individuellen Pflegebedarf. Die Selbsteinschätzung des Patienten und die Einschätzung von Angehörigen fließen ebenso in die Bewertung mit ein. Es ist ratsam, sich frühzeitig – bereits bei ersten deutlichen Einschränkungen im Alltag – an den behandelnden Arzt zu wenden und die Möglichkeiten der Begutachtung zu besprechen.

Fazit:

Eine Aussage über die Pflegestufe bei Herzinsuffizienz ohne Kenntnis des individuellen Krankheitsbildes und des damit verbundenen Unterstützungsbedarfs ist nicht möglich. Die NYHA/AHA-Klassifizierung ist ein wichtiger, aber nur ein Faktor unter vielen, der die Pflegebedürftigkeit bestimmt. Eine umfassende individuelle Begutachtung durch den MDK ist unerlässlich, um die richtige Pflegestufe zu ermitteln und die benötigte Unterstützung sicherzustellen. Eine frühzeitige Beratung mit Arzt und Pflegepersonal ist daher entscheidend, um den Patienten bestmöglich zu versorgen und ihm eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen.