Wie diagnostiziert man eine Vergiftung?

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Vergiftungen manifestieren sich vielfältig. Häufige Anzeichen sind Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), neurologische Symptome (Kopfschmerzen, Schwindel, Verwirrtheit) sowie Kreislaufprobleme (veränderter Puls, Blässe). Bei Verdacht sofort ärztliche Hilfe suchen!
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Die Diagnose einer Vergiftung: Ein komplexes Puzzle

Eine Vergiftung, medizinisch auch Intoxikation genannt, ist ein komplexes Geschehen, dessen Diagnose nicht anhand eines einzigen Symptoms gestellt werden kann. Die Vielfältigkeit der Symptome erschwert die Diagnose erheblich, da diese stark von der Art des Giftes, der aufgenommenen Dosis und individuellen Faktoren des Betroffenen abhängen. Ein einheitliches Bild existiert nicht. Stattdessen gilt es, ein Puzzle aus verschiedenen Hinweisen zusammenzusetzen.

Anamnese: Die entscheidende Grundlage

Die erste und wichtigste Maßnahme bei Verdacht auf eine Vergiftung ist die sorgfältige Erhebung der Anamnese. Hierbei geht es um die detaillierte Befragung des Patienten (oder seiner Angehörigen) nach folgenden Punkten:

  • Art des Giftes: Welche Substanz wurde eingenommen, inhaliert oder absorbiert? Wie viel davon? Ist die Verpackung vorhanden? Dies ist essentiell für die gezielte Behandlung. Oftmals ist die genaue Substanz unbekannt, aber auch Informationen über den Fundort (z.B. Garten, Werkstatt) oder den Verwendungszweck (z.B. Putzmittel, Medikamente) sind wertvoll.
  • Einnahmezeitpunkt: Wann wurde das Gift aufgenommen? Dies ist entscheidend für die Einschätzung des Behandlungszeitpunktes und die Prognose.
  • Symptome: Eine genaue Beschreibung der aufgetretenen Symptome mit Angabe des Zeitpunktes ihres Auftretens ist unerlässlich. Dabei sollten Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen), neurologische Symptome (Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Krämpfe, Bewusstseinsstörungen), Hautveränderungen (Hautrötung, Juckreiz, Blasenbildung), Kreislaufprobleme (veränderter Puls, Blutdruck, Blässe, kalte Extremitäten) sowie Atembeschwerden detailliert erfasst werden.
  • Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme: Bestehende Erkrankungen oder die Einnahme anderer Medikamente können die Symptome beeinflussen oder die Behandlung erschweren.

Klinische Untersuchung:

Die körperliche Untersuchung dient der Beurteilung des Allgemeinzustandes des Patienten. Hierbei werden die Vitalparameter (Puls, Blutdruck, Atemfrequenz, Körpertemperatur, Sauerstoffgehalt im Blut) gemessen und die neurologische sowie die kardiovaskuläre Funktion überprüft. Laboruntersuchungen können zusätzliche Hinweise liefern. Wichtige Parameter sind:

  • Blutuntersuchungen: Zur Erkennung von Organfunktionsstörungen (z.B. Leber- und Nierenwerte), Elektrolytstörungen und Hinweise auf spezifische Gifte.
  • Urinuntersuchungen: Zur Detektion von Giftstoffen im Urin.
  • Stuhluntersuchungen: Gelegentlich zur Identifizierung von Giften.
  • Bildgebende Verfahren (z.B. Röntgen, CT, MRT): Diese kommen in Abhängigkeit vom Verdacht auf spezifische Organbeteiligungen zum Einsatz.

Spezifische Tests:

Je nach Verdacht können spezifische Tests zum Nachweis des Giftes durchgeführt werden, wie beispielsweise Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS) oder Flüssigkeitschromatographie-Massenspektrometrie (LC-MS).

Differenzialdiagnose:

Die Symptome einer Vergiftung können denen anderer Erkrankungen ähneln. Daher ist eine differenzialdiagnostische Abklärung notwendig, um andere Ursachen auszuschließen.

Fazit:

Die Diagnose einer Vergiftung ist ein komplexes Verfahren, das eine gründliche Anamnese, eine sorgfältige körperliche Untersuchung und gegebenenfalls Laboruntersuchungen sowie spezifische Tests umfasst. Ein sofortiger Arztbesuch ist bei Verdacht auf eine Vergiftung unerlässlich, da eine frühzeitige und gezielte Therapie lebensrettend sein kann. Verzögerungen können die Prognose erheblich verschlechtern. Bei akuten lebensbedrohlichen Situationen ist der Notruf (112) zu wählen.