Wie hoch ist der Blutdruck, wenn man aufgeregt ist?

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Ängstliche Erwartung vor einem Blutdruckmesswert kann zu falschen Ergebnissen führen. Die Messwerte können durch die Aufregung um bis zu 30 mmHg beim Blutdruck und 20 Schlägen pro Minute beim Puls erhöht sein. Dieses Phänomen, auch Weißkittel-Syndrom genannt, tritt häufig in Arztpraxen auf.
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Der Einfluss von Aufregung auf den Blutdruck: Mehr als nur ein „Weißkittel-Syndrom“

Ein wichtiger Indikator für die Herz-Kreislauf-Gesundheit ist der Blutdruck. Doch die Messung ist nicht immer so einfach, wie sie erscheint. Denn ein Faktor, der die Ergebnisse erheblich verfälschen kann, ist die psychische Verfassung des Patienten – insbesondere Aufregung und Angst. Die landläufige Annahme, dass ein erhöhter Blutdruck allein auf medizinische Ursachen zurückzuführen ist, greift daher zu kurz.

Die Erwartungshaltung vor einer Blutdruckmessung, verbunden mit dem Wissen, dass die Werte für die Gesundheit relevant sind, kann zu einer deutlichen Erhöhung des Blutdrucks führen. Dies wird oft als „Weißkittel-Syndrom“ bezeichnet, da es besonders häufig in der sterilen Umgebung einer Arztpraxis auftritt. Die Konfrontation mit medizinischem Personal, die ungewohnte Situation und die Angst vor einer schlechten Diagnose lösen eine Stressreaktion aus, die sich unmittelbar auf den Kreislauf auswirkt.

Die Auswirkungen sind messbar: Der systolische Blutdruck (oberer Wert) kann durch Aufregung um bis zu 30 mmHg ansteigen, der diastolische Blutdruck (unterer Wert) in ähnlichem Ausmaß, wenn auch meist weniger stark. Die Herzfrequenz (Puls) erhöht sich parallel dazu um bis zu 20 Schläge pro Minute. Diese Veränderungen sind nicht zu vernachlässigen und können zu einer Fehlinterpretation der Messergebnisse führen, mit potenziell falschen Diagnosen und unnötigen Behandlungen als Konsequenz.

Mehr als nur der Arztbesuch: Das Phänomen beschränkt sich jedoch nicht auf den Besuch beim Arzt. Auch in anderen Situationen, die mit Stress und Anspannung verbunden sind – etwa wichtige Prüfungen, Bewerbungsgespräche oder öffentliche Auftritte – kann der Blutdruck deutlich ansteigen. Die individuelle Stressresistenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Während manche Menschen nur geringe Schwankungen erfahren, reagieren andere besonders sensibel auf psychische Belastungen.

Wie kann man zuverlässige Messergebnisse erhalten?

Um zuverlässige Blutdruckwerte zu erhalten, ist es wichtig, die Einflüsse psychischer Faktoren zu minimieren. Das bedeutet:

  • Ruhe vor der Messung: Nehmen Sie sich vor der Messung einige Minuten Zeit zum Entspannen. Tiefe Atemzüge können helfen, die Anspannung zu reduzieren.
  • Komfortable Umgebung: Eine entspannte und vertraute Umgebung trägt zur Reduktion von Stress bei.
  • Mehrere Messungen: Mehrere Messungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und an verschiedenen Tagen liefern ein genaueres Bild. Ein Mittelwert über mehrere Messungen gleicht kurzfristige Schwankungen aus.
  • Ambulante Blutdruckmessung (ABPM): Eine ABPM über 24 Stunden liefert ein umfassenderes Bild und berücksichtigt die natürlichen Blutdruckschwankungen im Tagesverlauf, wodurch der Einfluss von situativem Stress reduziert wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Aufregung einen erheblichen Einfluss auf den Blutdruck hat. Die Berücksichtigung dieser psychischen Komponente ist essentiell für eine korrekte Diagnose und Therapie von Bluthochdruck. Eine differenzierte Betrachtung der Messergebnisse, unter Berücksichtigung individueller Faktoren und gegebenenfalls die Durchführung einer ABPM, sind daher unerlässlich.