Wie lange reanimieren nach Ertrinken?

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Bei Ertrinkungsunfällen im kalten Wasser kann eine Wiederbelebung bis zu 60 Minuten nach dem Unfall erfolgreich sein. Grund dafür ist die massive Unterkühlung, die den Sauerstoffbedarf des Gehirns drastisch reduziert. Daher sollten Wiederbelebungsmaßnahmen auf keinen Fall zu früh abgebrochen werden.

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Reanimation nach Ertrinken: Wann aufgeben – und wann nicht?

Die Frage, wie lange man nach einem Ertrinkungsunfall mit Reanimationsmaßnahmen fortfahren soll, ist von entscheidender Bedeutung und hängt von mehreren Faktoren ab. Es gibt keine pauschale Antwort, die für alle Fälle gilt. Der oft zitierte Zeitraum von 60 Minuten bei kaltem Wasser ist zwar ein wichtiger Hinweis, aber vereinfacht die komplexe Realität.

Der Mythos der 60 Minuten: Die Behauptung, eine Reanimation nach Ertrinken in kaltem Wasser könne bis zu 60 Minuten erfolgreich sein, basiert auf vereinzelten Fällen, in denen eine erfolgreiche Wiederbelebung nach längerer Zeit gelang. Diese Fälle sind jedoch die Ausnahme und dürfen nicht als Regel interpretiert werden. Die massive Unterkühlung verlangsamt zwar den Stoffwechsel und reduziert den Sauerstoffbedarf des Gehirns, schützt aber nicht vollständig vor irreversiblen Schäden. Je länger die Sauerstoffunterversorgung dauert, desto größer ist das Risiko für schwere Hirnschädigungen.

Entscheidungskriterien für den Abbruch der Reanimation: Die Entscheidung, die Reanimationsmaßnahmen abzubrechen, ist eine der schwersten, die medizinisches Personal treffen muss. Sie sollte stets im Kontext der Gesamtsituation getroffen werden und folgende Faktoren berücksichtigen:

  • Dauer der Unterwasserzeit: Je länger die Person unter Wasser war, desto geringer sind die Erfolgschancen einer Reanimation.
  • Wassertemperatur: Kaltes Wasser verlangsamt den Stoffwechsel, bietet aber keine Garantie für ein positives Ergebnis.
  • Vorhandensein von Vitalfunktionen: Das Fehlen von Puls und Atmung sind entscheidende Faktoren. Auch das Vorhandensein von Pupillenreaktionen oder Muskelspannung kann Hinweise auf die Möglichkeit einer Wiederbelebung geben.
  • Erfolg der Reanimationsmaßnahmen: Verbessern sich die Vitalzeichen während der Reanimation (z.B. Rückkehr des Pulses, spontane Atmung), spricht dies für eine Fortsetzung. Fehlen jegliche positiven Anzeichen, muss der Abbruch kritisch erwogen werden.
  • Medizinische Expertise vor Ort: Ein Notarzt kann die Situation besser beurteilen und fundiertere Entscheidungen treffen. Die Anwesenheit von erfahrenen Rettungskräften mit fortgeschrittenen Reanimationstechniken erhöht die Erfolgschancen.

Wichtig: Der Abbruch der Reanimation sollte niemals leichtfertig erfolgen. Er sollte immer von medizinischem Fachpersonal auf Basis der oben genannten Kriterien und unter Berücksichtigung der individuellen Umstände getroffen werden. Der verzichtete Versuch einer Reanimation ist im Nachhinein schwerer zu rechtfertigen als ein zu langer Versuch.

Fazit: Die Aussage, man solle bis zu 60 Minuten reanimieren, ist eine grobe Richtlinie und keine absolute Handlungsanweisung. Die Entscheidung für den Abbruch oder die Fortsetzung der Reanimation ist komplex und erfordert medizinisches Fachwissen. Frühzeitige und professionelle Hilfe durch Rettungskräfte ist entscheidend für die Überlebenschancen und die Minimierung von Folgeschäden. Laien sollten im Notfall den Notruf wählen und die Anweisungen der Rettungskräfte befolgen.