Wie viel FPS kann man mit dem Auge sehen?

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Obwohl das menschliche Auge Bilder ab 24 FPS als flüssig wahrnimmt, ist die tatsächliche Wahrnehmung komplexer. Die Fähigkeit, Bewegungen zu erkennen, hängt von Faktoren wie der Helligkeit, dem Kontrast und der Bewegung selbst ab. Moderne Displays erreichen deutlich höhere Bildwiederholraten, um ein noch flüssigeres Seherlebnis zu ermöglichen.
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Die Illusion der Flüssigkeiten: Wie viele Bilder pro Sekunde kann das menschliche Auge wirklich sehen?

Die oft zitierte Zahl von 24 Bildern pro Sekunde (fps), ab der das menschliche Auge Film als flüssige Bewegung wahrnimmt, ist eine Vereinfachung. Während diese Zahl einen wichtigen Aspekt der menschlichen Wahrnehmung trifft, reduziert sie die komplexe Realität der visuellen Verarbeitung auf eine einzelne, unzureichende Kennzahl. Die Frage, wie viele fps das Auge tatsächlich “sehen” kann, lässt sich nicht mit einer einfachen Zahl beantworten.

Die Wahrnehmung von flüssiger Bewegung ist kein rein physiologischer Prozess, der sich allein auf die Bildwiederholrate stützt. Vielmehr ist es ein komplexes Zusammenspiel aus neuronalen Prozessen, die Informationen aus verschiedenen Sinneskanälen integrieren und interpretieren. Faktoren wie die Helligkeit, der Kontrast und die Art der Bewegung spielen eine entscheidende Rolle.

Bei hoher Helligkeit und starkem Kontrast kann das Auge Bewegungsschärfe bei niedrigeren Bildwiederholraten wahrnehmen als bei schwach beleuchteten Szenen mit geringem Kontrast. Eine schnell bewegte Szene erfordert eine höhere Bildrate für eine flüssige Wahrnehmung als eine langsam ablaufende. Dies liegt daran, dass das visuelle System bei schnellen Bewegungen mehr Informationen pro Zeiteinheit verarbeiten muss, um die Bewegung präzise zu verfolgen.

Die Aussage, dass wir ab 24 fps flüssige Bewegung wahrnehmen, bezieht sich primär auf die Vermeidung des “Flicker-Effekts”, also des wahrnehmbaren Flackerns einzelner Bilder. Dieser Effekt ist bei niedrigeren Bildwiederholraten deutlich sichtbar, insbesondere bei künstlichen Lichtquellen. Die Wahrnehmung von flüssiger Bewegung geht jedoch über die bloße Vermeidung von Flackern hinaus. Um feine Details der Bewegung zu erfassen und eine realistische Darstellung zu erzeugen, benötigt das visuelle System eine deutlich höhere Informationsdichte.

Moderne Displays erreichen Bildwiederholraten von 60, 120, 144 oder sogar 240 fps und mehr. Die höhere Bildwiederholrate resultiert nicht in der Wahrnehmung einer um ein Vielfaches schnelleren Bewegung, sondern sorgt für eine deutlich höhere Schärfe der Bewegung, eine präzisere Darstellung von schnellen Bewegungen und eine Reduktion von Unschärfeeffekten. Das Auge “sieht” nicht unbedingt mehr Bilder, sondern es erhält mehr Information pro Zeiteinheit, was zu einer realistischeren und flüssigeren Wahrnehmung führt.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Aussage, das Auge könne ab 24 fps flüssig sehen, ist eine grobe Annäherung. Die tatsächliche Wahrnehmungsfähigkeit ist komplex und hängt von mehreren Faktoren ab. Höhere Bildwiederholraten in modernen Displays verbessern nicht die Anzahl der “gesehenen” Bilder, sondern die Qualität und Präzision der Bewegungswahrnehmung. Es geht nicht um die Anzahl der Bilder, sondern um die Informationsdichte, die das visuelle System verarbeitet.