Warum heißen Tomaten Nachtschattengewächse?
Nachtschattengewächse verdanken ihren Namen ihrem Gehalt an giftigen Substanzen. Diese Stoffe können zu Vergiftungen, Bewusstlosigkeit oder sogar zum Tod führen und verleihen der Familie ihren unheilvollen Namen.
Tomaten und der dunkle Ruf der Nachtschattengewächse: Ein botanischer Exkurs
Die Tomate – ein Sommergenuss, ein unverzichtbarer Bestandteil unzähliger Gerichte. Doch wer wüsste schon, dass diese rote Frucht zu einer Pflanzenfamilie gehört, die einen durchaus düsteren Ruf trägt: den Nachtschattengewächsen (Solanaceae). Der Name selbst lässt auf nichts Gutes schließen und weckt Assoziationen mit Dunkelheit und Giftigkeit. Aber warum heißen Tomaten überhaupt Nachtschattengewächse? Die Antwort liegt nicht in nächtlichem Wachstum oder bläulichen Schimmers, sondern in der chemischen Zusammensetzung dieser Pflanzenfamilie.
Der Name “Nachtschattengewächs” ist kein Marketing-Gag, sondern leitet sich von den tatsächlich vorhandenen, potent giftigen Alkaloiden ab, die viele Vertreter dieser Familie enthalten. Diese Alkaloide, wie beispielsweise Solanin, Atropin oder Scopolamin, wirken auf das Nervensystem und können in hoher Konzentration schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen: von Übelkeit und Erbrechen über Halluzinationen und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Tod. Bereits im Mittelalter waren einige Nachtschattengewächse als „Hexenkräuter“ bekannt, da sie, in bestimmten Dosen eingenommen, psychoaktive Effekte hervorrufen und im Rahmen von Ritualen oder zur Herstellung von „Liebestränken“ verwendet wurden. Bilsenkraut, Tollkirsche und Stechapfel sind berüchtigte Beispiele für besonders giftige Nachtschattengewächse.
Die Tomate selbst enthält ebenfalls Solanin, wenn auch in deutlich geringeren Konzentrationen als beispielsweise die Kartoffel, ebenfalls ein Mitglied der Solanaceae. Das Solanin ist hauptsächlich in den grünen Teilen der Pflanze, also den grünen Tomaten, den Blättern und den Stielen, konzentriert. Reife, rote Tomaten enthalten nur geringe Mengen. Daher ist der Verzehr reifer Tomaten in der Regel ungefährlich. Es ist jedoch ratsam, grüne Tomaten nicht zu essen und beim Umgang mit den Pflanzen allgemein Vorsicht walten zu lassen.
Der Name „Nachtschattengewächse“ ist also kein Hinweis auf eine nächtliche Lebensweise, sondern eine historische Benennung, die auf die potenziell gefährlichen Inhaltsstoffe dieser Pflanzenfamilie verweist. Er spiegelt die ambivalente Natur dieser Pflanzen wider: Sie schenken uns köstliche Früchte und Gemüse, bergen aber gleichzeitig das Potential für erhebliche Risiken. Die Namensgebung unterstreicht die Notwendigkeit, Pflanzen dieser Familie mit Respekt und Vorsicht zu behandeln und die jeweiligen spezifischen Gefahren zu kennen. Die Tomate, trotz ihrer Zugehörigkeit zu dieser Familie, ist ein Beweis dafür, dass die Natur sowohl Gaumenfreude als auch Gefahren birgt – und dass die richtige Kenntnis den Unterschied zwischen Genuss und Gefahr ausmacht.
#Gewächse#Nachtschatten#TomatenKommentar zur Antwort:
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