Was passiert nach 20 Stunden nichts essen?

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Nach etwa 20 Stunden Fasten greift der Körper auf Reserven zurück. Die Leber erschöpft ihre Glukosevorräte und initiiert einen Umstieg auf die Fettverbrennung. Dabei werden Fette in Ketonkörper umgewandelt, die den Energiebedarf decken. Dieser Prozess ist ein komplexer Stoffwechselumstellung.
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Der Körper nach 20 Stunden ohne Nahrung: Ein komplexer Stoffwechsel-Switch

20 Stunden ohne Nahrung – für viele eine unvorstellbare Zeitspanne, für andere eine bewusste Entscheidung im Rahmen von intermittierendem Fasten. Doch was passiert im Körper tatsächlich während dieser Phase? Es ist nicht einfach nur ein Gefühl des Hungers, sondern ein komplexer Umstellungsprozess des Stoffwechsels, der weit über das bloße Abnehmen hinausgeht.

Die ersten Stunden des Fastens verbraucht der Körper seine leicht verfügbare Energiequelle: Glukose. Diese wird primär aus den Glykogenspeichern in der Leber und den Muskeln gewonnen. Diese Vorräte sind jedoch begrenzt. Nach etwa 8-12 Stunden, spätestens aber nach 20 Stunden, sind die Glukose-Reserven der Leber weitgehend erschöpft. Der Körper benötigt nun eine alternative Energiequelle.

Hier kommt die Fettverbrennung ins Spiel. Die Leber beginnt, gespeicherte Fette in sogenannte Ketonkörper umzuwandeln. Dieser Prozess, die Ketogenese, ist ein komplexer Vorgang, der verschiedene Enzyme und Hormone involviert. Ketonkörper sind wasserlösliche Moleküle, die vom Blut transportiert und von verschiedenen Geweben, inklusive dem Gehirn, als Energiequelle genutzt werden können. Dieser Umstieg auf die Ketonkörpernutzung ist jedoch kein unmittelbarer Vorgang, sondern ein gradueller Prozess, der sich über mehrere Stunden erstreckt.

Neben der Energiegewinnung aus Fetten spielen auch andere Prozesse eine Rolle. Der Körper beginnt, Muskelproteine in geringem Umfang abzubauen, um Glukose zu produzieren (Gluconeogenese). Dieser Abbau ist jedoch deutlich geringer als oft angenommen und wird durch die verstärkte Ketonkörperproduktion weitgehend minimiert. Der Körper versucht, den Muskelabbau so gering wie möglich zu halten, da Muskeln essentiell für die körperliche Funktion sind.

Die Hormonproduktion verändert sich ebenfalls. Der Spiegel des Hormons Insulin sinkt, während der Spiegel von Glukagon, einem Gegenspieler des Insulins, steigt. Glukagon fördert den Abbau von Glykogen und die Gluconeogenese. Weitere Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin werden ebenfalls beeinflusst und spielen eine Rolle bei der Regulation des Energiehaushaltes während des Fastens.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Nach 20 Stunden Fasten hat der Körper einen komplexen Stoffwechsel-Switch vollzogen. Die primäre Energiequelle hat sich von Glukose auf Ketonkörper umgestellt. Dieser Prozess ist essentiell für die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen, indem er die Energieversorgung des Körpers sicherstellt. Die Aussage, dass der Körper “auf Reserven zurückgreift”, ist dabei nur ein vereinfachter Ausdruck für diesen komplexen metabolischen Prozess. Es ist wichtig zu betonen, dass die individuellen Reaktionen auf ein 20-stündiges Fasten je nach Faktoren wie Körperzusammensetzung, Aktivitätslevel und Gesundheitszustand variieren können. Langfristiges Fasten sollte daher immer in Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsberater erfolgen.