Wie stellt der Arzt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit fest?

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Nahrungsmittelunverträglichkeiten können durch Bluttests nachgewiesen werden, bei denen Antikörper wie IgE geprüft werden. Hauttests untersuchen Hautreaktionen auf Nahrungsmitteleiweiß.

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Die Diagnose von Nahrungsmittelunverträglichkeiten: Ein komplexes Unterfangen

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind weit verbreitet und können das Leben Betroffener erheblich beeinträchtigen. Die Diagnose gestaltet sich jedoch oft schwierig und komplex, da sie keine einheitliche Ursache und damit keine standardisierte Diagnosemöglichkeit aufweist. Im Gegensatz zu Nahrungsmittelallergien, die eine IgE-vermittelte, akute Reaktion auslösen, sind Unverträglichkeiten meist nicht-allergisch und manifestieren sich oft erst nach Stunden oder Tagen mit unspezifischen Symptomen. Daher ist eine gründliche Anamnese und ein multidisziplinärer Ansatz unerlässlich.

Die Rolle der Anamnese: Der erste und wichtigste Schritt bei der Diagnose ist ein ausführliches Gespräch mit dem Patienten. Hierbei erfragt der Arzt detailliert die Beschwerden, den Zeitpunkt ihres Auftretens in Relation zum Konsum bestimmter Lebensmittel, die Art und Schwere der Symptome sowie die Ernährungsanamnese. Ein Ernährungstagebuch, das der Patient über mehrere Wochen führt, kann dabei wertvolle Informationen liefern. Die Beschreibung der Symptome ist besonders wichtig, da diese sehr variabel sein können: von Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen über Hautsymptome wie Ekzeme und Juckreiz bis hin zu Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten.

Untersuchungsmethoden – mehr als nur ein Bluttest:

Während Bluttests und Hauttests bei Nahrungsmittelallergien eine wichtige Rolle spielen, sind ihre Aussagekraft bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten begrenzt. Ein erhöhter IgE-Spiegel im Blut weist zwar auf eine allergische Reaktion hin, sagt aber nichts über eine Unverträglichkeit aus. Hauttests (Prick-Tests) sind ebenfalls primär für die Allergie-Diagnostik geeignet.

Bei Verdacht auf eine Nahrungsmittelunverträglichkeit kommen andere Methoden zum Einsatz:

  • Eliminationsdiät: Hierbei werden verdächtige Nahrungsmittel für einen bestimmten Zeitraum (z.B. 4-8 Wochen) komplett aus der Ernährung gestrichen. Verbessern sich die Symptome, können diese Lebensmittel nach und nach wieder eingeführt werden, um die Reaktion zu beobachten. Diese Methode erfordert eine sorgfältige Planung und die Beratung durch einen Ernährungsberater, um Mangelerscheinungen zu vermeiden. Eine Eliminationsdiät sollte niemals selbstständig durchgeführt werden.

  • Provokationstest: Nach einer Eliminationsdiät werden die zuvor ausgeschlossenen Lebensmittel unter ärztlicher Aufsicht wieder in die Ernährung aufgenommen. Die Reaktion des Körpers wird dabei genau beobachtet. Dieser Test sollte nur in einer medizinischen Einrichtung durchgeführt werden, um im Fall einer Reaktion schnell eingreifen zu können.

  • Atemtest (z.B. Laktose- oder Fruktosetoleranztest): Diese Tests messen die im Atem ausgeschiedenen Gase nach dem Konsum des entsprechenden Nahrungsmittels. Ein erhöhter Wasserstoffgehalt deutet auf eine Malabsorption hin, die beispielsweise bei Laktose- oder Fructoseintoleranz auftritt.

  • Stuhluntersuchung: Die Untersuchung des Stuhls kann Aufschluss über Entzündungen im Darm geben und Hinweise auf eine Fehlbesiedlung der Darmflora liefern, die mit bestimmten Unverträglichkeiten in Verbindung stehen kann.

Diagnostische Herausforderungen und Fazit:

Die Diagnose einer Nahrungsmittelunverträglichkeit ist oft langwierig und erfordert Geduld sowohl vom Arzt als auch vom Patienten. Die unspezifischen Symptome und das Fehlen eines einzigen, zuverlässigen Tests machen die Diagnostik herausfordernd. Ein ganzheitlicher Ansatz, der Anamnese, verschiedene Untersuchungsmethoden und die enge Zusammenarbeit mit einem Ernährungsberater beinhaltet, ist der Schlüssel zur erfolgreichen Diagnose und Therapie. Selbstexperimente sind aufgrund möglicher Komplikationen abzulehnen. Nur ein Arzt kann die geeigneten Untersuchungen veranlassen und eine individuelle Therapie empfehlen.