Ist Blaulichtfilter gut für die Augen?

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Eine aktuelle Cochrane-Studie hinterfragt die Wirksamkeit von Blaulichtfiltern. Sie findet keinen Beweis, dass diese Filter die Augen schützen, die Netzhaut verbessern oder den Schlaf positiv beeinflussen. Die Forschungsergebnisse stehen im Widerspruch zu gängiger Annahme.
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Blaulichtfilter: Hype oder Hilfe? Eine Cochrane-Studie wirft Zweifel auf

Blaulichtfilter sind allgegenwärtig: Auf Smartphone-Displays, Computermonitoren und sogar in Brillen finden sich Schutzfolien und Gläser, die versprechen, die Augen vor dem schädlichen blauen Licht digitaler Geräte zu schützen und den Schlaf zu verbessern. Doch eine aktuelle Cochrane-Review, eine der renommiertesten Formen wissenschaftlicher Literaturüberprüfung, wirft nun erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit dieser Filter auf. Die Ergebnisse der Studie sind überraschend und stehen im klaren Widerspruch zu weit verbreiteter Meinung und Marketingversprechen.

Die Cochrane-Forscher*innen untersuchten eine Vielzahl von Studien, die die Wirkung von Blaulichtfiltern auf verschiedene Aspekte der Augen- und Schlafgesundheit bewerteten. Ihr Fazit ist eindeutig: Es gibt keine überzeugenden Beweise dafür, dass Blaulichtfilter die Augen vor Schäden schützen, die Netzhautfunktion verbessern oder die Schlafqualität signifikant beeinflussen. Dies betrifft sowohl die Auswirkungen auf die Augengesundheit tagsüber als auch die Verbesserung des Schlafs durch eine Reduzierung des Blaulichtanteils am Abend.

Die bisherige Annahme, dass das blaue Licht von Bildschirmen die Augen belastet und zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen führt, wird von der Studie nicht widerlegt. Jedoch findet sich kein signifikanter Beweis dafür, dass Blaulichtfilter diese Probleme effektiv lindern. Die Studie deckt eine Lücke in der Forschung auf: Es mangelt an hochwertigen, robusten Studien, die die Wirksamkeit dieser Filter ausreichend belegen können. Viele der untersuchten Studien wiesen methodische Schwächen auf, was die Interpretation der Ergebnisse erschwert.

Diese Erkenntnisse sollten nicht als Freibrief für exzessiven Bildschirmkonsum interpretiert werden. Eine gesunde Balance beim Umgang mit digitalen Medien, regelmäßige Pausen und ausreichend Schlaf bleiben weiterhin essentiell für die Augen- und Allgemeingesundheit. Die Ergebnisse der Cochrane-Studie fordern jedoch eine kritische Auseinandersetzung mit den Marketingaussagen rund um Blaulichtfilter. Konsument*innen sollten sich nicht allein auf Werbeversprechen verlassen, sondern auf wissenschaftlich fundierte Informationen stützen. Bis weitere, solide Studien die Wirksamkeit von Blaulichtfiltern belegen, sollte die Entscheidung für oder gegen deren Verwendung auf individuellen Bedürfnissen und Empfindungen basieren, nicht auf übertriebenen Versprechungen.

Die Diskussion um Blaulichtfilter ist damit nicht beendet, sondern wird durch die Cochrane-Review neu befeuert. Die Forschung muss nun fortgesetzt werden, um die tatsächlichen Auswirkungen von Blaulicht auf die Augen- und Schlafgesundheit genauer zu untersuchen und die Wirksamkeit von Blaulichtfiltern zuverlässig zu bewerten. Bis dahin bleibt eine gesunde Portion Skepsis gegenüber den oft übertriebenen Marketingversprechen angebracht.