Was passiert, wenn Wein eingefroren war?

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Gefrorener Wein verändert seine Struktur. Ungefilterte Weine zeigen verstärkt Trubstoffe und Weinstein-Kristalle. Der Geschmack wird dadurch beeinträchtigt, da die festen Partikel ein unangenehmes Mundgefühl verursachen. Die Qualität leidet, obwohl der Alkoholgehalt erhalten bleibt.
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Der gefrorene Tropfen: Was passiert mit Wein im Gefrierschrank?

Wein im Gefrierschrank – ein Szenario, das so manchem Weinkenner den Schweiß auf die Stirn treibt. Doch was genau passiert eigentlich mit dem edlen Tropfen, wenn er den Temperaturen unter null Grad ausgesetzt wird? Die Antwort ist komplexer als ein simples „er wird kaputt“.

Die primäre Veränderung betrifft die Struktur des Weins. Wasser, der Hauptbestandteil, gefriert bei 0°C. Dieser Gefrierprozess ist jedoch nicht homogen. Er beginnt an den Rändern und im Inneren des Gefäßes, während der alkoholische Anteil, mit einem deutlich niedrigeren Gefrierpunkt, flüssig bleibt. Diese Trennung von Wasser und Alkohol führt zu einer Konzentration des Alkohols im verbleibenden flüssigen Anteil. Während der Alkoholgehalt selbst nicht verloren geht, verändert sich die Zusammensetzung des Weins merklich.

Besonders auffällig wird die Veränderung bei ungefilterten Weinen. Diese enthalten bereits im Ursprungszustand Trubstoffe und Weinstein-Kristalle – natürliche Bestandteile des Weines, die in der Regel durch Filtration entfernt werden. Durch das Gefrieren werden diese Partikel stärker konzentriert und fallen beim Auftauen als sichtbarer Bodensatz aus. Das Ergebnis: Ein trüber, optisch wenig ansprechender Wein.

Doch nicht nur die Optik leidet. Auch der Geschmack wird negativ beeinflusst. Die konzentrierten Trubstoffe und Weinstein-Kristalle erzeugen ein unangenehmes, mitunter kratziges Mundgefühl. Die feine Balance von Aromen und Tanninen, die den Charakter eines Weines ausmachen, wird gestört. Die Feinheiten des Bouquets gehen verloren, und es dominiert ein oft etwas bitterer oder harscher Geschmack.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Obwohl der Alkoholgehalt eines Weines durch das Einfrieren nicht reduziert wird, leidet die Qualität unbestreitbar. Der Wein verliert an Klarheit, an Eleganz und an seinem komplexen Aromenspiel. Ein gefrorener Wein ist zwar nicht unbedingt ungenießbar, er wird aber weit entfernt von seinem ursprünglichen Geschmacksprofil sein und seinen Anspruch an Qualität nicht mehr erfüllen. Daher gilt: Wein gehört ins Weinklimaschrank, nicht in den Gefrierschrank! Die Ausnahme bilden lediglich Weine, die explizit für die Verwendung in Eiscocktails vorgesehen sind und eine robuste Geschmacksstruktur besitzen. Aber auch dann sollte man die Qualität des verwendeten Weines kritisch hinterfragen.