Wie viel Grad platzt Glas?
ESG-Glas hält Temperaturen bis 120°C stand, bevor es springt. Im Gegensatz dazu kann normales Floatglas bereits bei 40°C einen Hitzesprung erleiden. Der höhere Widerstand von ESG resultiert aus seiner speziellen Vorspannung.
Wann platzt Glas? Die Wahrheit über Temperaturwechsel und ESG
Glas ist ein faszinierender Werkstoff, doch seine Empfindlichkeit gegenüber Temperaturschwankungen ist vielen nicht bewusst. Die Behauptung, normales Floatglas würde bereits bei 40°C springen, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Tatsächlich hält Floatglas deutlich höhere Temperaturen aus, bevor es zu einem Bruch kommt. Der entscheidende Faktor ist nicht die absolute Temperatur, sondern der Temperaturunterschied innerhalb der Glasscheibe.
Ein sogenannter Hitzesprung entsteht durch ungleichmäßige Erwärmung oder Abkühlung. Trifft beispielsweise intensive Sonneneinstrahlung auf einen Teil einer Glasscheibe, während der Rest im Schatten bleibt, dehnt sich der erwärmte Bereich aus. Dieser Spannungsaufbau kann die Festigkeit des Glases überschreiten und zum Bruch führen. Die kritische Temperaturdifferenz, bei der ein Hitzesprung auftreten kann, variiert je nach Glasart, Dicke und Verarbeitung. Bei Floatglas liegt dieser Wert deutlich höher als die oft genannten 40°C und bewegt sich eher im Bereich von 30-40 Kelvin Temperaturunterschied.
ESG (Einscheibensicherheitsglas), das durch thermische Vorspannung hergestellt wird, ist deutlich widerstandsfähiger gegen Temperaturwechsel. Die Vorspannung entsteht durch schnelles Abkühlen der heißen Glasscheibe. Dadurch entsteht im Inneren eine Zugspannung und an der Oberfläche eine Druckspannung. Diese Druckspannung wirkt den durch Temperaturunterschiede entstehenden Zugspannungen entgegen und erhöht die Bruchfestigkeit sowie die Temperaturwechselbeständigkeit. ESG hält deshalb Temperaturdifferenzen von bis zu 150 Kelvin und mehr stand, bevor es springt. Auch die absolute Temperaturbeständigkeit ist höher als bei Floatglas. Während Floatglas bis ca. 250°C erhitzt werden kann, bevor es erweicht, liegt der Wert bei ESG deutlich höher, bei etwa 250-300 °C, abhängig von der konkreten Zusammensetzung. Ein Springen bei 120°C, wie eingangs behauptet, ist also auch bei ESG unter normalen Umständen nicht zu erwarten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht die absolute Temperatur, sondern der Temperaturunterschied innerhalb der Glasscheibe für einen Bruch verantwortlich ist. ESG ist aufgrund seiner Vorspannung deutlich widerstandsfähiger gegenüber Temperaturwechseln und höheren Temperaturen als Floatglas. Die oft genannten Werte von 40°C für Floatglas und 120°C für ESG sind irreführend und beziehen sich nicht auf die absolute Temperatur, sondern müssen im Kontext der Temperaturdifferenz betrachtet werden.
#Glasbruch#Hitzebeständigkeit#SchmelzpunktKommentar zur Antwort:
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