Welche Meere haben Süßwasser?

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Es gibt keine Meere, die ausschließlich Süßwasser enthalten. Per Definition ist ein Meer ein salzhaltiges Gewässer, das mit einem Ozean verbunden ist. Allerdings können einige Meere durch Zuflüsse von Flüssen und Schmelzwasser einen deutlich geringeren Salzgehalt aufweisen als andere. Beispiele hierfür sind die Ostsee und das Asowsche Meer, die durch starke Süßwasserzufuhr brackiges Wasser aufweisen, aber dennoch nicht als Süßwasser klassifiziert werden können.
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Das Paradox der Süßwassermeere: Ein Blick auf Brackwassergebiete und die Definition des Meeres

Die Vorstellung von einem Süßwassermeer mag verlockend klingen, birgt aber einen inhärenten Widerspruch. Die Definition eines Meeres beinhaltet die Verbindung zu einem Ozean und damit unausweichlich einen gewissen Salzgehalt. Ozeane, als riesige Sammelbecken für gelöste Mineralien, die über Jahrmillionen von Flüssen eingetragen wurden, prägen den Salzgehalt der mit ihnen verbundenen Gewässer. Ein Meer, vollständig aus Süßwasser bestehend, widerspricht dieser fundamentalen Definition.

Dennoch gibt es Gewässer, die zwar als Meere bezeichnet werden, aber einen deutlich niedrigeren Salzgehalt aufweisen als der Durchschnitt. Diese Gebiete, oft an der Schnittstelle zwischen Süß- und Salzwasser, werden als Brackwassergebiete bezeichnet und repräsentieren ein faszinierendes Ökosystem zwischen zwei Welten. Die Ostsee und das Asowsche Meer sind prominente Beispiele für solche Brackwassermeere.

Die Ostsee, eines der größten Brackwassergebiete der Erde, erhält enorme Mengen an Süßwasserzufuhr durch zahlreiche Flüsse, die in sie münden. Von der skandinavischen Halbinsel über das Baltikum bis nach Mitteleuropa sammeln sich die Süßwassermassen und verdünnen den Salzgehalt des Meeres. Besonders im nördlichen und östlichen Teil der Ostsee ist der Salzgehalt so gering, dass dort typische Süßwasserorganismen leben können. Je weiter man jedoch in Richtung Westen und Süden vordringt, desto stärker steigt der Einfluss des salzhaltigen Nordseewassers, das durch die dänischen Straßen einströmt. Dieser Gradient im Salzgehalt schafft eine einzigartige und dynamische Umgebung, die eine Vielzahl von spezialisierten Arten beherbergt.

Ähnlich verhält es sich mit dem Asowschen Meer, einem Nebenmeer des Schwarzen Meeres. Durch die Zuflüsse von Flüssen wie dem Don und dem Kuban wird der Salzgehalt des Asowschen Meeres stark reduziert. Dies führt zu einem brackigen Milieu, das zwar nicht als Süßwasser klassifiziert werden kann, aber dennoch einen deutlich niedrigeren Salzgehalt aufweist als das Schwarze Meer. Die geringere Salinität beeinflusst die Flora und Fauna des Asowschen Meeres maßgeblich und begünstigt das Vorkommen bestimmter Fischarten und anderer Organismen, die an diese Bedingungen angepasst sind.

Der Begriff Süßwassermeer ist also irreführend und wissenschaftlich nicht korrekt. Die Existenz von Brackwassermeeren wie der Ostsee und dem Asowschen Meer verdeutlicht jedoch die komplexen Wechselwirkungen zwischen Süß- und Salzwasser und die Entstehung von Übergangszonen mit einzigartigen ökologischen Eigenschaften. Diese Gebiete sind nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, sondern spielen auch eine wichtige Rolle für die Fischerei und den Tourismus und verdienen daher besonderen Schutz und nachhaltige Bewirtschaftung. Die fortschreitende Klimaerwärmung und die damit verbundenen Veränderungen im Niederschlagsmuster und im Schmelzwasserabfluss stellen eine zusätzliche Herausforderung für diese sensiblen Ökosysteme dar und erfordern ein verstärktes Monitoring und angepasste Managementstrategien. Nur so kann die faszinierende Vielfalt der Brackwassermeere auch für zukünftige Generationen erhalten bleiben.