Warum dreht sich die Erde im Sommer langsamer?

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Die Erdrotation verlangsamt sich graduell durch die Gezeitenreibung. Mond und Sonne beeinflussen die Erdform, erzeugen Flutberge und -täler, die kinetische Energie in Wärme umwandeln. Dieser Energieverlust bremst die Erdrotation minimal, aber messbar über lange Zeiträume.
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Die langsame Drehung im Sommer: Ein Mythos und die Realität der Erdrotation

Die Aussage, die Erde drehe sich im Sommer langsamer, ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Die tatsächliche Rotationsgeschwindigkeit der Erde ist zwar nicht konstant, aber die saisonalen Unterschiede sind vernachlässigbar klein und haben nichts mit der Jahreszeit selbst zu tun. Die vermeintliche “langsamere Drehung” im Sommer ist daher keine wissenschaftlich fundierte Aussage.

Die Erdrotation unterliegt tatsächlich einer kontinuierlichen, wenn auch minimalen Verlangsamung. Dieser Prozess ist jedoch nicht saisonal bedingt, sondern resultiert aus der Gezeitenreibung. Mond und Sonne, insbesondere der Mond aufgrund seiner Nähe, erzeugen Gezeitenkräfte auf der Erde. Diese Kräfte verformen den Erdkörper leicht, erzeugen sogenannte Flutberge im Ozean, aber auch, wenn auch schwächer, im Erdmantel. Die Bewegung dieser Flutberge, angetrieben durch die Erdrotation, erzeugt Reibung. Diese Reibung wandelt kinetische Energie der Erdrotation in Wärme um. Dieser Energieverlust führt zu einer graduellen Abnahme der Rotationsgeschwindigkeit.

Die Auswirkungen dieses Effekts sind zwar minimal, aber messbar. Die Länge eines Tages verlängert sich über lange Zeiträume um Bruchteile einer Sekunde. Um diesen Effekt zu kompensieren, werden regelmäßig Schaltsekunden eingeführt, um die Atomzeit, die extrem präzise ist, mit der Erdrotation synchron zu halten. Die Verlangsamung ist jedoch weder gleichmäßig noch direkt mit den Jahreszeiten korreliert. Faktoren wie die Verteilung der Erdmassen (z.B. durch das Schmelzen von Gletschern oder tektonische Verschiebungen) können die Rotationsgeschwindigkeit kurzfristig beeinflussen, jedoch ebenfalls nicht in einem saisonalen Muster.

Die scheinbar “langsamere” Drehung im Sommer könnte auf subjektive Wahrnehmung zurückzuführen sein. Die längeren Tage im Sommer können den Eindruck vermitteln, die Erde drehe sich langsamer, obwohl dies nicht der Fall ist. Die tatsächliche Rotationsdauer beträgt immer noch etwa 24 Stunden, mit minimalen Abweichungen, die nicht auf saisonale Faktoren zurückzuführen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Aussage, die Erde drehe sich im Sommer langsamer, ist falsch. Die Erdrotation verlangsamt sich graduell durch Gezeitenreibung, ein Prozess, der aber über Jahrtausende hinweg wirkt und nicht mit dem Wechsel der Jahreszeiten korreliert. Die wahrgenommene “langsamere” Drehung im Sommer ist eher eine Frage der subjektiven Wahrnehmung.